Johannes Greber – 9.2 Die Aufgabe Jesu als Gesandter Gottes (1)

 Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert.

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Vierter Teil : 9.2 (1)

Nach der ersten siegreich bestandenen Probe trat Jesus sein öffentliches Lehramt an.

Er sammelte einige arme, schlichte, aber für die Wahrheit empfängliche Männer um sich, die euch unter dem Namen ‚Apostel‘ bekannt sind. Diese wollte er tiefer in das Verständnis der Erlösung einführen. Doch bald stellte sich heraus, daß auch sie schwache Kinder ihrer Zeit und nicht stark genug waren, mehr als bloß einen Bruchteil der Wahrheit zu tragen.

Zunächst hatte Jesus sich sowohl seinen Jüngern als auch dem Volke gegenüber als den Gottgesandten zu erweisen. Er mußte ihnen sagen, wer er sei und was er wolle, und seine Aussage durch die Kraft desjenigen beweisen, als dessen Gesandten er sich ausgab.

So war es ja auch bei Mose, dessen Aufgabe in allen Teilen ein genaues Abbild der Aufgabe des kommenden Christus war. Auf ihn wies Mose auch ausdrücklich mit den Worten hin:

5. Mose 18, 15: ‚Einen Propheten wie mich wird Gott der Herr aus eurer Mitte erwecken.‘

Mose sollte als Gottesgesandter ein einzelnes Volk aus dem Lande der Knechtschaft in das Gelobte Land führen. Die Geknechteten waren die Israeliten. Ihre Peiniger waren die Ägypter unter dem Pharao. Die Geknechteten, die Christus von der Knechtschaft befreien sollte, waren alle zum Abfall von Gott verführten Geister. Ihre Beherrscher waren die Mächte der Hölle unter Luzifer. Mose konnte seine Aufgabe nur lösen, wenn ihm zwei Dinge gelangen: Zuerst mußten die Geknechteten bereit sein, das Land der Knechtschaft zu verlassen und sich der Führung des Mose anzuvertrauen. Hatte Mose dies erreicht, dann blieb ihm ein zweites, viel Schwereres zu tun übrig. Er mußte die Ägypter unter ihrem König Pharao zwingen, das bis dahin geknechtete Volk Israel aus Ägypten wegziehen zu lassen. Denn daß der Pharao und sein Volk nicht freiwillig auf die billigen Fronknechte und Sklavinnen verzichtete, war selbstverständlich.

So hing auch die Erlösung durch Christus von zwei Dingen ab:

Zuerst mußte auch er die in der Knechtschaft des Bösen schmachtenden Geister, die in der Stufe des Menschen verkörpert waren, dahin bringen, daß sie bereit waren, dem Bösen zu entsagen.

Dann aber blieb noch als schwierigste Aufgabe, die Herrschermächte des Bösen unter Luzifer zu zwingen, diejenigen freizugeben, die zu Gott wollten.

Diese beiden Aufgaben waren sowohl bei Mose als auch bei Christus scharf voneinander getrennt.

Mose hatte, was seine eigene Person betraf, vor allem dafür zu sorgen, daß er dem Pharao gegenüber stark blieb, nicht nachgab und sich von ihm weder durch Drohungen noch durch Lockungen von seiner gottgegebenen Aufgabe abbringen ließ und den Rettungsplan Gottes nicht durch eigene Schuld zunichte machte. Das Volk Israel hatte das Seine zu tun und sich zum Auszug bereitzuerklären und bereitzuhalten. Gott war es, der dann den endgültigen Sieg über den Pharao verlieh und die Befreiung des Volkes Israel zur vollendeten Tatsache machte. Auf welche WeiseGott diesen Sieg verlieh, danach hatte weder Mose noch das Volk zu fragen. Das war allein Gottes Sache.

So auch bei Christus.

Auch für ihn war es wertlos, dem Volk darüber Mitteilung zu machen, auf welche Weise die Erlösung erfolgen sollte. Er hatte es bloß darüber zu belehren, daß die Zeit der Befreiung nahe sei, daß es sich der Befreiung würdig machen solle und daß er selbst derjenige sei, der von Gott als Retter zu ihm gesandt worden sei.

Christus hatte für seine Person dafür zu sorgen, daß er nicht den Machthabern des Bösen unterlag, die kein Mittel unversucht ließen, ihn zum Abfall von Gott und dadurch auch von seiner göttlichen Aufgabe zu bringen. Christus mußte wie Mose auf der Hut sein, von dem nicht besiegt zu werden, den er besiegen wollte. Blieb er in seiner Verteidigungsstellung gegen die Angriffe des Bösen fest, dann war es Gottes Sache, zu bestimmen, wie er den Sieg über Satan auch in der Offensive errang. Es war ja klar, daß Christus nicht als Mensch gegen Geister zum Angriff vorgehen konnte. Menschen haben bloß die Möglichkeit, sich gegen den Ansturm der bösen Mächte zu wehren, wenn diese durch Einflüsterungen, Verlockungen, Einjagen von Furcht oder auch durch Erscheinungen sowie durch menschliche Helfershelfer sie zum Bösen zu verleiten suchen. Zum Angriff konnte daher Christus bloß als Geist nach seinem irdischen Tode gegen Satan vorgehen. Dann erst konnte es heißen:‚Abgestiegen zu der Hölle.‘

Ich habe dir gesagt, daß Christus als Mensch Satan gegenüber hätte unterliegen können. Dann hätte der Fürst der Unterwelt auch diesen ersten Sohn Gottes zu seinem Vasallen gemacht. In diesem Falle hätte Gott einen anderen der höchsten Himmelsfürsten Mensch werden lassen, um das Werk der Erlösung zu vollbringen, das dem ersten Sohn Gottes wegen seiner Schwachheit als Mensch mißlungen war.

Du schauderst bei dem Gedanken, daß Christus den Angriffen Satans hätte unterliegen können.

Und doch ist es so.

Ihr wißt ja gar nicht die unermeßliche Liebe eures himmlischen Vaters zu schätzen, der seinen eingeborenen Sohn nicht schonte, sondern sich aus Liebe zu euch der Gefahr aussetzte, auch ihn zu verlieren, wie er den zweiten Sohn verloren hatte. Und ihr vermöget euch auch nicht das Furchtbare des Kampfes vorzustellen, den Christus euretwegen gegen die ganze Hölle zu bestehen hatte, wenn er euch erlösen wollte.

Bei euch genügt schon einer der kleinsten Teufel, um euch in wenigen Augenblicken zum Abfall von Gott zu bringen. Er braucht euch bloß eine Handvoll Geld, eine menschliche Ehre oder einen Sinnesgenuß hinzuhalten, und er hat den Sieg errungen. –

Aber auf Christus, euren ältesten Bruder, stürzte sich die ganze Hölle, an ihrer Spitze Luzifer selbst. Und das nicht bloß einmal und für wenige Augenblicke, sondern immer und immer wieder, ein ganzes Menschenleben hindurch. Sturmkolonne auf Sturmkolonne der finsteren Mächte ging Tag für Tag gegen diesen Menschensohn vor, und schließlich nahmen sie als Sturmwaffe die größte menschliche Marter, bis der Gequälte am Kreuze verblutete, zwar als Mensch getötet, aber nichtzum Abfall von Gott gebracht. Satan hatte an ihm nichts ausrichten können. Und doch war der, gegen den die ganze Höllenmacht in dieser Weise anstürmte, ein Mensch wie ihr, euch in allem gleich.

Das ist das wahre Bild des Erlösers, und so sollte sein Erlösungswerk verlaufen.

und als von Gott bestellten Retter vorzustellen und als solchen durch Wunderwerke zu erweisen, so war es auch Christus zunächst dem Volke schuldig, zu sagen, wer er sei und welche Aufgabe er zu erfüllen habe. Auch er mußte seine Sendung als Erlöser durch Wunderwerke beglaubigen.

Wer war Christus und als was bezeichnete er sich selbst? – ‚Ich bin Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.‘ – Das ist sein Zeugnis von sich selbst. Und dieses Zeugnis stellte ihm auch Gott aus: ‚Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.‘ – Christus war also der Sohn Gottes, und nur das wollte er sein.

Christus war nicht Gott!

Niemals sagte er: ‚Ich bin Gott.‘ Niemals behauptete er, Gott in irgend einem Punkte gleichzusein. Er wurde nicht müde, immer wieder zu betonen, daß er nichts aus sich selbst vermöge, nichts aus sich selbst rede, keine wunderbaren Werke aus sich selbst vollbringen könne. Der Vater ist es, der ihn beauftragt hat. Der Vater ist es, von dem er alle Wahrheit empfangen. Der Vater ist es, der ihm die Kraft gibt, Kranke zu heilen und Tote zu erwecken. Alles tut er so, wie der Vater es will, und zu der Stunde, die der Vater dafür bestimmt hat.

Wie ein Statthalter nur im Namen und Auftrag des Herrschers, der ihn als Statthalter eingesetzt hat, seine Machtbefugnisse ausübt und nur in den Grenzen der empfangenen Machtbefugnisse handeln darf, so auch Christus. Und wenn ein Herrscher seinem Statthalter alle Macht überträgt, die er selbst als Herrscher besitzt, so hat der Statthalter doch nichts aus sich. Er ist nicht der Herrscher, sondern von diesem in allem abhängig. Er kann von ihm jederzeit seines Postens enthoben werden. So war Josef der Statthalter des Pharao. Er hatte von ihm unbeschränkte Macht zur Rettung des Landes erhalten. Der Pharao hatte ihm als Zeichen der ihm übertragenen königlichen Gewalt seinen Siegelring überreicht und in königliche Gewänder gekleidet. Mit dem Siegelring hatte Josef seine Urkunden als königliche Urkunden zu kennzeichnen. In seiner Gewandung glich er dem Pharao. Aber er war nicht der oberste Herrscher. Der war Pharao und blieb es. Josef war bloß der vom ägyptischen Herrscher ernannte, wenn auch mit voller Königsgewalt ausgestattete Statthalter. Er hatte die volle Königsgewalt nicht aus sich. Er hatte sie bekommen durch freien Entschluß des Königs. Dieser konnte sie wieder nach Belieben beschränken oder ganz entziehen oder sie auf einen anderen übertragen.

Hier hast du in der einfachsten und klarsten Weise ein Bild von Christus in seinem Verhältnis zu Gott. Gott ist der Herr und Schöpfer aller Dinge. Auch der Herr und Schöpfer des Sohnes Gottes.


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