Johannes Greber – 10.2 Es gibt kein unfehlbares Papsttum als Wahrheitsquelle.

Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert.

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Vierter teil : 10.2

Die katholische Kirche sucht die Zersplitterung in so viele christliche ‚Sekten‘, wie sie es nennt, damit zu erklären, daß alle anderen christlichen Gemeinschaften von ihr als der allein wahren und seligmachenden Kirche abgewichen seien.

Aber ich werde dir zeigen, daß auch die katholische Kirche von dem Christentum Christi und der Apostel fast nichts mehr besitzt. Sie hat es allerdings verstanden, für die im ersten Christentum wirkenden Geister Gottes einen menschlichen Ersatz zu schaffen.

Sie führte ein ‚unfehlbares Papsttum‘ ein.

Das war die einfachste Lösung der Wahrheitsfrage. Nun war Christus der Mühe enthoben, die Geister der Wahrheit zu den irrenden Menschen zu senden, wie er es verheißen hatte. Auch brauchte er sein Versprechen, daß er selbst bei seinen Gläubigen alle Tage bis zum Ende der Welt bleiben werde, nicht mehr zu erfüllen. Denn es war ja ein ‚Stellvertreter Christi‘ auf Erden. Wo ein Stellvertreter ist, braucht der nicht zu erscheinen, der vertreten wird.

Durch die Lehre von einem unfehlbaren Stellvertreter Christi auf Erden wurde die Vermittlung der göttlichen Wahrheiten ganz in die Hände irrender und sündiger Menschen gelegt unter Ausschluß der Wahrheitsboten Gottes. So war der menschlichen Willkür und irdischen Machtgelüsten Tür und Tor geöffnet.

Zwar erklärt ihr, daß auch bei der Papstwahl der ‚Heilige Geist‘ mitwirke. Aber ihr könnt keineneinzigen Fall angeben, in dem ein Papst durch einen Geist Gottes für sein Amt bestimmt worden wäre. Oder hat je ein Geist Gottes bei den Papstwahlen durch einen der Wähler als Werkzeug Gottes angegeben, wer Papst werden solle, wie es die Geister Gottes in den ersten christlichen Gemeinden durch die Medien taten, wenn einer als Ältester oder als Bischof bestellt werden sollte?

Schaue dir in der Geschichte des Papsttums die Vorgänge bei den Papstwahlen an.

Ging es dabei oft nicht recht teuflisch zu?

Hat man dabei nicht selten alle menschlichen Ränke spielen lassen? Hat man nicht sogarWaffengewalt angewendet, um Anhängern und Günstlingen gewisser Familien die Tiara aufs Haupt zu setzen?

War nicht eine Reihe von Päpsten in ihrem Tun und in ihrer ganzen Lebensführung eher einWerkzeug der Hölle, als ein ‚Stellvertreter Christi‘?

Doch, um diesen Einwand zu beseitigen, seid ihr auf eine merkwürdige Erklärung verfallen. Ihr unterscheidet zwischen dem Papst als Mensch und dem Papst als ‚Stellvertreter Christi‘. Ihr behauptet, daß auch der schlechteste Mensch, sobald er Papst sei, Christi Stelle vertrete und die Gabe der Unfehlbarkeit besitze. Also ein Werkzeug Satans und gleichzeitig Christi Stellvertreter!

Ist das nicht die größte Lästerung, die ihr Christus und Gott zufügen könnt?

Würde irgendein Mensch seinen größten Feind auch nur für eine Stunde zu seinem Stellvertreter machen?

Gewiß nicht.

Und Gott und Christus sollten das tun?

Gott sollte die hohen Gaben seiner Heilsordnung einem Diener der Hölle anvertrauen?

Euer gesunder Menschenverstand muß euch sagen, daß dies unmöglich ist.

Die Geister Gottes kommen mit ihren Gaben nur zu dem gottestreuen Menschen und verbleiben nur so lange bei ihm, als seine Treue währt.

Das siehst du in der Geschichte des Königs Saul. Solange dieser begnadete König Gott gehorsam war, stand er täglich mit der Geisterwelt Gottes in Verbindung und konnte ‚Gott befragen‘, wenn er in irgend einem Punkte nicht die Wahrheit erkannte, und er erhielt stets die Antwort Gottes durch die Geister der Wahrheit.

Als er aber Gott die Treue brach, hörte in demselben Augenblicke der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes auf.

Auf seine Fragen, die er an Gott richtete, erhielt er keine Antwort mehr. Anstatt der Geisterboten Gottes nahmen die bösen Geister von ihm Besitz. Alle hohen Gaben waren ihm genommen.

Ein schlechter Mensch kann nie und nimmer Träger heiliger Gaben Gottes sein – auch kein schlechter Papst. Also besaßen wenigstens die schlechten Päpste niemals die Gabe der Unfehlbarkeit. Da ihr aber bei keinem Papste, wie überhaupt bei keinem Menschen, die Gewißheit habt, ob er innerlich ein Freund oder Feind Gottes ist, so könnt ihr auch niemals wissen, ob die Lehre eines Papstes Wahrheit oder Irrtum ist. Also:

Nur Gott wählt sich die Menschen aus, zu denen er die Geister der Wahrheit sendet.

Nicht menschliche Wahl kann einen Menschen zum Träger der Wahrheiten Gottes machen. Nicht einmal Christus wählte sich seine Apostel nach seinem eigenen Gutdünken aus. Denn die Apostelgeschichte sagt euch ausdrücklich, daß er sie ‚kraft eines heiligen Geistes‘ erwählt habe (Apostelgeschichte 1, 2). Daraus folgt, daß Gott erst recht nicht an ein menschliches Amt, wie es das Papsttum ist, die Gabe der Unfehlbarkeit knüpfen kann. Ganz irrig sind daher auch die Auslegungen, die ihr manchen Stellen des Neuen Testamentes gebt, um die Lehre von dem unfehlbaren Papsttum zu beweisen. Ihr weist auf die Worte Christi an Petrus hin:

Matthäus 16, 18 – 19: ‚Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Auch will ich dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; und was du auf der Erde bindest, das wird auch im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösest, das wird auch im Himmel gelöst sein.‘

Aus diesen Worten schließt ihr, daß Petrus als Mensch das Fundament der Kirche Christi gewesen; daß er als Leiter dieser Kirche in der Verkündigung der Wahrheit nicht irren könne und daß er die Binde- und Lösegewalt über die Glieder der Kirche empfangen habe. Nun sei das Amt des Petrus auf seine Nachfolger übergegangen. Diese Nachfolger aber seien die römischen Päpste. Infolgedessen hätten auch sie dieselben Gaben und Gewalten, die ein Petrus besaß.

Das alles sind große Trugschlüsse!

Nicht der Mensch Petrus wurde von Christus als der Fels bezeichnet, auf dem er seine Kirche bauen wolle. Nur dem Glauben des Petrus gab er diese Verheißung.

Der Petrusglaube an Christus, als den von Gott gesandten Messias, ist das Dauernde, Unvergängliche und von der Hölle nicht zu Überwältigende – nicht die Person des Petrus. Diesen Petrus hatte die Hölle schon bald nachher überwältigt, als er Christus unter einem Eidschwur dreimal verleugnete.

Gerade Petrus zeigt, wie wenig Gott auf einen Menschen sich verlassen und daß er auf Menschen keine Heilsordnung aufbauen kann.

Das hieße auf Sand bauen!

Nur eines ist unwandelbar:

Die Wahrheit und der Glaube an die von Gottes Geistern übermittelte Wahrheit.

Auch Petrus hatte die Wahrheit, daß Christus der Messias sei, von Boten Gottes empfangen. Denn Christus sagte zu ihm: ‚Nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel.‘ Und weil Petrus diese Wahrheit von Geistern Gottes empfangen, glaubte er sie.

Mit diesem Glauben stand er auf unerschütterlichem Felsgrund.

Denn die Geisterwelt Gottes lügt nicht.

Und jeder andere, der so tut, wie Petrus getan, steht auf demselben Felsen, auf dem Petrus mit seinem Glauben stand.

Wer die Wahrheit Gottes aus der Hand der Wahrheitsboten Gottes entgegenzunehmen und daran zu glauben bereit ist, gehört zur Kirche Christi.

Sie ist daher eine geistige Kirche.

Sie kennt keine äußere Zugehörigkeit in der Form der Mitgliedschaft einer irdischen Kirchenorganisation.

Sie kennt keine Priester und Bischöfe mit den Machtvollkommenheiten, wie sie die Geistlichkeit der katholischen Kirche für sich in Anspruch nimmt.

Sie kennt keinen unfehlbaren Papst.

Christus hat keinen Stellvertreter auf Erden.

Zur Kirche Christi gehören Menschen aus allen Religionen der Welt.

Diese geistige Kirche Christi kann nie vom Bösen überwunden werden. Denn sie ist die Quelle der Wahrheit, und die Wahrheit ist unüberwindlich. Ihre Wahrheitsboten sind nicht Menschen – nicht Päpste, Bischöfe und Priester – sondern die Geister Gottes.

Die ‚Schlüssel des Himmelreiches‘, die Christus dem Petrus wegen seines Glaubens zu übergeben versprach, sind die Wahrheiten Gottes. Mit ihnen sollte er binden und lösen, indem er die Schlüssel der Wahrheit an die im Irrtum Befangenen weiterreichte.

Wer die Schlüssel nicht annahm, indem er sich durch Unglauben der Wahrheit widersetzte, wurde noch fester an seinen Irrtum gebunden. Wer jedoch willig nach dem dargereichten Schlüssel griff, dessen Fesseln des Irrtums wurden gelöst. Das Gebunden- und Gelöstwerden hatte seine Wirkung sowohl für das irdische, als auch besonders für das jenseitige Leben.

Dasselbe Bild von den ‚Schlüsseln des Himmelreiches‘ wendet Christus bei den geistlichen Führern des damaligen jüdischen Volkes an. Diese hatten durch ihre falsche Lehre dem Volke den verkehrtenSchlüssel gegeben, mit dem man die Türe des Reiches Gottes nicht öffnen konnte. Und den richtigen Schlüssel, den ein Johannes der Täufer und Christus selbst ihm anbot und den das Volk auch anzunehmen bereit war, riß die jüdische Geistlichkeit ihm aus der Hand. Darum rief Christus aus:

Matthäus 23, 13: ‚Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr schließt das Himmelreich vor den Menschen zu. Ihr selbst geht ja nicht hinein; aber ihr laßt auch die nicht hinein, die hineingehen möchten.‘

Die Worte: ‚Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!‘, die Christus nach seiner Auferstehung an Petrus richtete, deutet ihr ebenfalls als eine Bevorzugung des Petrus. Doch mit Unrecht. Petrus hatte seinen Meister unter Eidschwüren dreimal öffentlich verleugnet. Nach menschlichem Ermessen mußte man annehmen, daß Christus den ungetreuen Jünger entlassen und ihm das Apostelamt entziehen würde. Auch Petrus selbst war überzeugt, daß der Meister ihn verstoßen werde gemäß seinen eigenen Worten:

Matthäus 10, 33: ‚Wer mich vor den Menschen verleugnet, den werde ich auch vor meinem himmlischen Vater verleugnen.‘

Ihr Menschen würdet es jedenfalls unter ähnlichen Umständen getan haben. –

Aber Christus hatte Erbarmen mit dem reuigen Petrus. Er stellte ihn wieder den übrigen Aposteln gleich und übertrug auch ihm das Hirtenamt. Auch er sollte gleich seinen bisherigen Mitaposteln, trotz der begangenen Untreue, seine Mitmenschen auf die Weide der Wahrheit führen. Seine dreimalige Frage: ‚Petrus, liebst du mich?‘ sollte den tiefgefallenen Petrus an die dreimalige Verleugnung erinnern und ihm zum Bewußtsein bringen, wie groß die Güte Gottes gegen ihn war, die trotz allem Vorgefallenen ihn doch als Verkünder des Reiches Gottes und als Werkzeug der Geister Gottes beibehalten wollte.

Du siehst, wie irrig die Auslegungen der angeführten Bibelstellen durch deine bisherige Kirche sind und daß sie daraus keinen Beweis für eine bevorzugte Stellung des Petrus und die Unfehlbarkeit des römischen Papstes ableiten kann. Die Hölle hat diese Kirche längst überwunden, und das Böse ist auch die Urheberin der Unfehlbarkeitslehre.

Denn da die meisten Lehren dieser Kirche große Irrtümer sind, ist die Hölle bemüht, jene Irrtümer in der Menschheit möglichst lange zu erhalten. Das erreicht sie am besten mit dem Machtmittel der Unfehlbarkeit. Die Kirche kann ja die Irrtümer nicht mehr rückgängig machen, weil sie dieselben unter dem Siegel der Unfehlbarkeit lehrt. Sie aufzugeben, hieße sich selbst vernichten.

In eurer Papstlehre häuft sich Unwahrheit auf Unwahrheit.

So ist es auch eine geschichtliche Unwahrheit, daß der römische Bischof ein direkter Nachfolger des Petrus im Apostelamt sei. Denn die Bischöfe der ersten Christengemeinden wurden weder von einem Apostel, noch durch eine menschliche Wahl für ihr Amt bestimmt, sondern nur durch die sich kundgebenden Geister Gottes.

Und wenn in einzelnen Fällen ein Apostel oder Apostelschüler einen als Bischof in sein Amt einführte, so tat er es erst dann, wenn ein Geist Gottes jenen als Bischof bestimmt hatte. Außerdem hatte ja kein Bischof vor einem anderen einen Vorzug und kein Apostel eine höhere Gewalt, als seine Mitapostel.

Galater 2, 6: ‚Mir ist es gleichgültig‘, sagt Paulus, ‚wie groß das Ansehen der Apostel war. Denn Gott nimmt auf das Ansehen eines Menschen keine Rücksicht.’–

Und an derselben Stelle schildert er, wie er einmal dem Apostel Petrus mit aller Schärfe entgegengetreten sei und ihm vor der ganzen Gemeinde vorgehalten habe, daß er nicht in Übereinstimmung mit der Wahrheit des Evangeliums wandle.

Wenn es genügt hätte, daß Gott dem Apostel Petrus als dem ersten unfehlbaren Papst die Heilswahrheiten offenbarte, dann brauchten die Geister Gottes erst recht nicht zu den ersten Christengemeinden zu kommen. Sie besaßen ja dann in Petrus eine unfehlbare Quelle der Wahrheit.

Und warum wurde denn Paulus nicht zu Petrus geschickt, um von ihm die Wahrheit zu empfangen? Er war doch in seiner nächsten Nähe. Warum wurde er anstatt dessen gemäß seinen eigenen Worten von Christus selbst belehrt?


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