Johannes Greber – 10.4 Bibelfälschungen (1)

Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert

vierter Teil 10.4.1

Weil man keinen Anhaltspunkt für die falsche Lehre, daß Christus Gott sei, im Neuen Testament finden konnte, verlegte man sich auf das Mittel der Fälschung mehrerer Bibelstellen, um so Beweisstellen für die Gottheit Christi zu schaffen. Einige davon will ich dir anführen.

Im Briefe an die Römer schreibt Paulus:

Römer 9, 3 – 5: ‚Gern wollte ich selbst aus der Gemeinschaft mit Christus ausgestoßen sein, wenn ich dadurch meine Brüder, meine Stammesverwandten nach dem Fleische retten könnte: Sie sind ja Israeliten, denen die Annahme zum Gottesvolk und die Herrlichkeit, die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißung zuteil geworden sind; denen die Erzväter angehören und aus deren Mitte der Messias leiblich hervorgegangen ist. Der über allem waltende Gott sei dafür gepriesen in Ewigkeit. Amen.‘

Aus innigem Danke dafür, daß der Messias als Mensch aus demselben Volke hervorgegangen ist, dem er selbst angehört, spricht hier Paulus einen Lobpreis Gottes aus, wie er das öfters in seinen Briefen tut. Nun hat man diese Stelle zu einer Fälschung benutzt, indem man übersetzte:

‚…aus deren Mitte der Messias leiblich hervorgegangen ist, der da ist der über allem waltende Gott, gepriesen in Ewigkeit.‘

Durch diese Fälschung hat man den Messias zum Gott gestempelt.

Eine ähnliche Fälschung nahm man vor bei folgender Stelle in dem Brief des Paulus an Titus:

Titus 2, 13: ‚Dabei sollen wir auf unser seliges Hoffnungsgut und auf die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und auf die unseres Heilandes Christus Jesus warten.‘

Hier spricht Paulus von der Herrlichkeit des großen Gottes, zu der zu gelangen das Ziel der ganzen materiellen Schöpfung ist und von der Herrlichkeit unseres Heilandes Christus Jesus, durch die wir in die Herrlichkeit Gottes eingeführt werden nach den Worten Christi: ‚Niemand kommt zum Vater außer durch mich.‘ Paulus unterscheidet also hier die Herrlichkeit des Vaters von der Herrlichkeit Christi.

Diese Stelle hat man nun in die falsche Fassung gebracht:

‚Dabei sollen wir auf unser seliges Hoffnungsgut und auf die Erscheinung unseres großen Gottes und Heilandes Christus Jesus warten.‘

Durch diese Übersetzung soll bei dem Leser der Eindruck erweckt werden, als sei Christus der große Gott, auf dessen Herrlichkeit wir warten sollen. Solche Fälschungen werden freilich demjenigen sofort zum Bewußtsein kommen, der mit den Briefen des Apostels Paulus vertraut ist. Denn er weiß, wie scharf dieser Apostel in allen seinen Schreiben die Person Christi von der Person Gottes unterscheidet; wie er den Vater den ‚Gott Christi‘ nennt und Christus bloß als den vom Vater bestimmten ‚Herrn‘ bezeichnet; wie er lehrt, daß Gott alle Feinde dem Sohn unterwerfen werde, und zwar als letzten Feind den Todesfürsten Luzifer selbst; daß aber dann der Sohn auch sich selbst dem unterwerfen werde, der ihm alles unterworfen habe, damit Gott alles in allem sei (1. Korinther 15, 27 – 28). – Sein Gruß lautet stets: ‚Gnade sei mit euch und Frieden von Gott, unserem Vater, und vom Herrn Jesus Christus.‘ Er sagt nie: ‚Und von Gott dem Sohn.‘

Wenn daher aus irgendeiner Stelle eurer jetzigen Bibel etwas anderes herausgelesen wird als die Wahrheit, daß nur der Vater Gott ist, dann ist entweder die Übersetzung in eure Sprache falsch oder es liegt schon eine Fälschung des griechischen Textes vor, aus dem eure Übersetzungen angefertigt sind. Manchmal liegt sowohl eine Fälschung des griechischen Textes, als auch eine falsche Übersetzung in eure Sprache bei ein und derselben Stelle vor. Eine solche hast du im Briefe des Paulus an die Philipper, die nach eurer heutigen Übersetzung lautet:

Philipper 2, 5 – 6: ‚Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus es war. Obwohl dieser in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an.‘

Der richtige Text lautete:

‚Dieselbe Gesinnung sei in euch allen, wie sie in Christus Jesus war; denn wiewohl er in seiner äußeren Gestalt wie ein Gott aussah, hat er es doch nicht als eine Selbstberaubung angesehen, sich vor Gott zu demütigen, sondern er hat sich entäußert und die äußere Gestalt eines Sklaven angenommen.‘

Daß Christus in der Gestaltung seines himmlischen Leibes als Geist wie ein Gott aussah, ist die Wahrheit, und alle Geister, die ihn zum erstenmal sehen, meinen Gott zu sehen – so herrlich hat Gott seinen Erstgeborenen ausgestattet.

Die grobe Fälschung in diesem Text besteht darin, daß anstatt der Worte: ‚…sich vor Gott zu demütigen‘ die Worte eingeschoben wurden: ‚Gott gleich zu sein.‘

Da soeben der Ausdruck gebraucht wurde: ‚Wie ein Gott aussehen‘, so möchte ich hier die Stelle aus dem Anfang des Johannes-Evangeliums anschließen, die ihr ebenfalls als Beweis für die Gottheit Christi anführt: ‚Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.‘

Zunächst heißt es nicht: ‚Gott war das Wort‘, sondern ‚ein Gott‘ war das Wort‘.

Hier gebraucht Johannes die Bezeichnung ‚ein Gott‘, wie sie im Sprachgebrauch der damaligen Zeit für diejenigen angewandt wurde, die besondere Werkzeuge Gottes waren und als Gesandte Gottes mit dem allein wahren Gott in besonderer Verbindung standen. Denselben Sprachgebrauch wandte einst Gott bei Mose an, dem großen Gottgesandten und Vorbild Christi, indem er zu Mose sagte:

2. Mose 4, 16: ‚Aaron soll für dich zum Volke reden; er soll dein Mund sein – und du sollst sein ‚Gott‘ sein‘

Dasselbe bestätigt Christus den Juden gegenüber, die ihm vorwarfen, er mache sich Gott gleich, weil er sich als ‚Sohn Gottes‘ bezeichnete. Er fragte sie: ‚Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn nun die Schrift die Männer, an die ein Auftrag Gottes erging, ‚Götter‘ genannt hat, wie könnt ihr da mir, den der Vater geweiht und in die Welt gesandt hat, Gotteslästerung vorwerfen, weil ich gesagt habe: Ich bin Gottes Sohn?‘

Christus sagt also in diesen Worten: ‚Wie könnt ihr behaupten, ich mache mich Gott gleich, indem ich mich als Sohn Gottes ausgebe? Selbst wenn ich mich ‚einen Gott‘ genannt hätte, wäre dies keine Gotteslästerung. Denn diejenigen, die bisher als Gesandte Gottes auftraten, wurden ‚Götter‘ genannt, weil sie Aufträge Gottes zu verkünden hatten. Um wieviel mehr könnte ich mich daher ‚einen Gott‘ nennen, da mir die höchste Aufgabe übertragen ist, die je einem Gesandten Gottes zuteil wurde. Aber ich vermeide absichtlich die Bezeichnung ‚Gott‘, um keine falsche Deutung dieses Wortes zu veranlassen und nenne mich den ‚Sohn Gottes‘, der ich auch in Wirklichkeit bin.‘

Ebenso schreibt Paulus:

1. Korinther 8, 5 – 6: ‚Mag es auch sogenannte ‚Götter‘, sei es im Himmel, sei es auf Erden, geben – es gibt ja viele solcher Götter und viele Herren – , so gibt es doch für uns Christen nur einen Gott, den Vater … und nur einen Herrn, Jesus Christus‘

Paulus möchte also den Ausdruck ‚Gott‘ bei den Christen nicht mehr in dem uneigentlichen Sinn gebraucht wissen, in dem er bisher auch auf Geschöpfe Gottes angewandt wurde, sondern sie sollen die Bezeichnung ‚Gott‘ nur dann gebrauchen, wenn sie den einen wahren Gott, ‚den Vater‘ damit meinen und niemand als ‚Herrn‘ bezeichnen außer Jesus Christus. Also auch Jesus Christus durften sie nicht als ‚Gott‘ bezeichnen.

Eine andere Fälschung findet sich im Briefe des Johannes. Die Stelle lautet in der richtigen Fassung:

1. Johannes 5, 20: ‚Wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht verliehen hat, um den Wahrhaftigen zu erkennen. Und wir stehen in der Gemeinschaft mit dem Wahrhaftigen, indem wir in Gemeinschaft mit seinem Sohne sind. Dieser ist wahrhaftig und ewiges Leben.‘

Hier hat man außer anderen Fehlern vor allem das Wort ‚Gott‘ im letzten Satz hinzugefügt, so daß dieser lautet: ‚Dieser ist der wahrhaftige Gott und ewiges Leben.‘

Johannes lehrt hier dasselbe, was Christus und die Apostel an so vielen Stellen ausgesprochen haben, nämlich: Gott ist der Wahrhaftige. Aber auch der Sohn ist wahrhaftig. Denn er spricht die Worte Gottes. Er lehrt ja bloß das, was der Vater ihm aufgetragen. Er ist also in allem, was er verkündigt, ebenso wahrhaftig wie der Vater selbst. Diejenigen, die daher in der Gemeinschaft mit dem Sohne stehen, sind dadurch auch in Gemeinschaft mit dem wahrhaftigen Gott. Und da Gott seinem Sohn ewiges Leben verliehen, so ist der Sohn für alle, die in Gemeinschaft mit ihm sind, ebenfalls ewiges Leben.

Als Hauptbeweisstelle für die Lehre, daß in Gott drei Personen seien, die zusammen nur einen Gottausmachen sollen, dient jene große Fälschung im Briefe des Apostels Johannes, deren richtiger Text lautet:

1. Johannes 5, 6: ‚So sind es also drei, die Zeugnis ablegen: der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei stimmen in ihrem Zeugnis überein.‘

Die Fälscher haben hier den Satz hinzugefügt:

‚Und drei sind im Himmel, die Zeugnis geben: der Vater, das Wort und der Geist, und diese drei sind eins.‘

Daß dieser ganze letzte Satz eine erfundene Einschiebung ist, wissen auch eure katholischen Theologen. Trotzdem ist sie jedoch immer noch in den katholischen Bibelausgaben enthalten, während andere christliche Kirchen sie daraus entfernt haben.

Außer dieser Fälschung habt ihr im ganzen Neuen Testament auch nicht einmal einen scheinbaren Anhaltspunkt für die Lehre, daß das, was ihr ‚Heiliger Geist‘ nennt, gleicher Gott mit dem Vater sein soll.

Was das Neue Testament mit ‚Heiliger Geist‘ bezeichnet, bedeutet die Gesamtheit der guten Geisterwelt.

Gott ist ein heiliger Geist. Er ist der höchste und heiligste aller Geister.

Der Sohn Gottes ist ein heiliger Geist. Er ist der höchste und heiligste der geschaffenen Geister.

Die hohen Himmelsfürsten, ein Michael, ein Gabriel, ein Raphael und viele andere sind heiligeGeister.

Alle Heerscharen Gottes sind heilige Geister.

Auch Luzifer war vor seinem Abfall ein heiliger Geist.

Alle Menschen und die ganze materielle Schöpfung waren einmal heilige Geister.

Das große Mißverständnis, das durch die Bezeichnung ‚der Heilige Geist‘ hervorgerufen wurde, rührt von den falschen Übersetzungen des griechischen Textes des Neuen Testamentes her. Wo dort ‚ein‘ heiliger Geist zu lesen ist, haben eure Übersetzer unbegreiflicher Weise ‚der‘ Heilige Geist geschrieben. Man muß sich deshalb darüber wundern, weil die Übersetzer doch Männer waren, welche die griechische Sprache beherrschten und genau wußten, wie streng gerade diese Sprache im Gebrauch des bestimmten und des unbestimmten Geschlechtswortes ist.

Du hast ja früher während deiner Studien die griechische Sprache gelernt, in der das Neue Testament euch abschriftlich überliefert ist. Soviel wirst du von dieser Sprache wohl noch verstehen, daß du anhand des griechischen Neuen Testamentes meine Behauptung nachprüfen kannst.

Ich will nur einige Stellen aus der überaus großen Anzahl herausgreifen. Ich nehme das Evangelium des Matthäus. Da heißt es gleich in den ersten Kapiteln von Maria, daß sie von ‚einem‘ heiligen Geist guter Hoffnung war, nicht von ‚dem‘ Heiligen Geist. Und einige Zeilen weiter: Das von ihr zu erwartende Kind stammt von ‚einem‘ heiligen Geist – nicht von ‚dem‘ Heiligen Geist, als ob es bloß einen einzigen heiligen Geist gäbe.

Wenn du das Evangelium des Lukas nachschlägst, so wirst du dasselbe finden. Auch hier heißt es:‚Ein‘ heiliger Geist wird auf dich kommen und die Kraft ‚eines‘ sehr Hohen wird dich überschatten – und nicht, wie eure Übersetzung lautet: ‚Der‘ Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft‚des Allerhöchsten‘ dich überschatten . Es war nicht der Allerhöchste, der sie überschattete, sondern einer von den höchsten Geistern Gottes.

Ebenso heißt es schon vorher von der Geburt des Johannes: Mit ‚einem‘ heiligen Geist wird er von Geburt an erfüllt sein. Und nachher von Elisabeth: Sie wurde mit ‚einem‘ heiligen Geist erfüllt.

Ebenso bei Zacharias: Er wurde mit ‚einem‘ heiligen Geist erfüllt.

Christus sagt:

Matthäus 12, 28: ‚Wenn ich aber die bösen Geister durch ‚einen‘ Geist Gottes austreibe… ‚

Und Johannes der Täufer erklärt:

Markus 1, 8: ‚Der nach mir kommt, wird euch mit ‚einem‘ heiligen Geist taufen‘

Die Apostelgeschichte sagt in den ersten Zeilen von Jesus, daß er sich die Apostel kraft ‚eines‘heiligen Geistes erwählt hat und schildert, wie am Pfingstfest ‚ein‘ heiliger Geist auf jeden der Anwesenden kam und sie erfüllt wurden von ‚einem‘ heiligen Geist.

Bei der Erklärung des 12. und 14. Kapitels des 1. Korintherbriefes habe ich dich bereits auf diesenverhängnisvollen Übersetzungsfehler aufmerksam gemacht, durch den in euch die Meinung erweckt wird, es gäbe bloß einen einzigen heiligen Geist, und dieser sei eine göttliche Person, eines Wesens mit dem Vater, wie ja auch deine bisherige Kirche lehrt.

An allen Stellen, an denen der griechische Text ‚ein‘ heiliger Geist oder ‚ein‘ Geist sagt, haben eure Übersetzer ‚der‘ Heilige Geist oder ‚der‘ Geist geschrieben.

Wenn es in den griechischen Bibelurkunden ‚ein‘ Geist heißt, dann ist einer von vielen gemeint. Ihr begeht daher einen sinnentstellenden Fehler, wenn ihr ‚der‘ Heilige Geist dafür setzt. Es gibt in jenen Urkunden allerdings auch Stellen, in denen es ‚der‘ Heilige Geist oder ‚der‘ Geist heißt. In diesen Stellen bedeutet es entweder den Geist im Gegensatz zur Materie, wie in dem Satz: ‚Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach‘, oder es bedeutet den Geist Gottes, also Gott selbst oder eine bestimmte Art von Geistern, wie: der Geist des LICHTS, der Geist der Finsternis, der Geist der Wahrheit, der Geist des Trostes.

Damit soll nicht gesagt werden, daß es bloß einen einzigen Geist des LICHTS, der Finsternis, der Wahrheit, des Trostes, der Stärke gibt. Hier steht die Einzahl anstelle der Mehrzahl.

Es ist dieselbe Ausdrucksweise, wie ihr sie auch in den heutigen Sprachen habt. Auch ihr sagt zu dem Kranken: ‚Ich will dir ‚den‘ Arzt holen.‘ Ihr wollt damit gewiß nicht zum Ausdruck bringen, daß es bloß einen einzigen Arzt gäbe. So sagt ihr auch: ‚Der‘ Bauersmann hatte dieses Jahr eine gute Ernte und meint damit den ganzen Bauernstand. So wendet ihr die Bezeichnung: ‚der‘ Handwerker,‚der‘ Jurist, ‚der‘ Künstler, ‚der‘ Theologe an, wenn ihr alle Handwerker, Juristen, Künstler, Theologen meint.


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