Johannes Greber – 10.11 Die Bedeutung des Abendmahls (2)

Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert

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vierter Teil : 10.11 (2)

Zu dieser entehrenden Behandlung der Sinnbilder des Todes und der Liebe Christi gehört vor allem auch die unwürdige innere Verfassung der Teilnehmer am Abendmahl.

Wo ein Gedächtnismahl der Liebe gefeiert wird, da darf nicht das Gegenteil der Liebe in den Herzen der Anwesenden zu finden sein. Mit Streitsucht, Feindschaft, Bitterkeit und ähnlichen Sünden gegen die Nächstenliebe im Herzen kann man nicht das Mahl der Liebe genießen.

Auch hierin hatten die Korinther schwer gefehlt. Denn Paulus gibt als ersten Grund, weshalb die Abendmahlsfeier ihnen keinen Segen, sondern nur geistigen Schaden bringe, den Umstand an, daß Spaltungen und Streitigkeiten bei ihnen herrschten, sie sich also gegen die Nächstenliebe verfehlten. Wo die Abendmahlsfeier äußerlich und innerlich in so unwürdiger Weise gehalten wurde wie in der Gemeinde von Korinth, da brauchte man sich nicht darüber zu wundern, daß die Teilnehmer nach den Worten des Apostels ’schwach und ‚krank‘ waren und bei manchen von ihnen schon das Schlimmste, nämlich der geistige Schlaf der Gleichgültigkeit gegen Gott eingetreten war.

Wie du siehst, weiß Paulus nichts davon, daß Brot und Wein etwas anderes sein sollen als Sinnbilder des Leibes und Blutes Christi.

Wäre das Brot nicht mehr Brot, wie ihr lehrt, sondern Christus selbst, dann würde Paulus es mit aller Deutlichkeit gesagt haben. Was würde dieser feurige Christusjünger wohl für Worte gegen die Korinther gebraucht haben, wenn das Brot des Abendmahls Christus selbst wäre.

Schon vorher hatte Paulus in demselben Briefe bei Besprechung der Götzenopfer das Abendmahl der Christen erwähnt. Er stellt dort einen Vergleich an zwischen der Teilnahme an den Opfermahlen zu Ehren der Götzen und der Teilnahme am Abendmahl zu Ehren Christi.

Der Sinn seiner Worte ist folgender:

Die Heiden setzen sich durch den Genuß des Götzenopferfleisches in Verbindung mit den bösen Geistern. Das Opferfleisch als solches ist nichts Besonderes. Es ist Fleisch und bleibt Fleisch, wie jedes andere Fleisch. Aber die Gesinnung, in der die Heiden das Fleisch opfern und genießen, ist es, durch die sie in Verbindung mit den bösen Geistern treten.

Die Christen setzen sich durch den Genuß von Brot und Wein in Verbindung mit Christus. Brot und Wein werden dadurch in sich nichts Besonderes, sondern bleiben Brot und Wein. Nur die Gesinnung, in der sie das gesegnete Brot und den gesegneten Wein genießen, ist es, durch die sie in Verbindung mit Christus kommen.

Darum darf kein Christ an den Opfermahlen der Heiden teilnehmen, weil er sich durch eine solche Teilnahme in Verbindung mit den bösen Geistern setzen würde.

1. Korinther 10, 19 – 21: ‚Ihr könnt nicht zugleich den Kelch des Herrn und den Kelch der bösen Geister trinken; ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn und am Tisch der bösen Geister Gäste sein.‘

Ebensowenig, wie das Opferfleisch der Heiden in böse Geister verwandelt wird, ebensowenig wird bei den Christen Brot und Wein in Christus verwandelt. In beiden Fällen wird allerdings eine Verbindung mit der Geisterwelt hergestellt:

bei den Heiden eine Verbindung mit den bösen Geistern unter dem Sinnbild des Opferfleisches und des Opferweines,

bei den Christen eine Verbindung mit Christus unter dem Sinnbild von Brot und Wein.

Wie ferner bei den Opfermahlen der Heiden die Teilnehmer nicht bloß mit dem einen bösen Geiste in Gemeinschaft traten, zu dessen Ehren das Opfermahl gehalten wurde, sondern mit der Gesamtheit der bösen Geisterwelt, die ja ein einheitliches Ganzes bildet, so traten auch die Christen durch den Genuß von Brot und Wein nicht bloß mit Christus als einem Einzelgeist in Verbindung, sondern mit allen Geistern des Reiches Gottes, dessen König Christus ist.

Paulus gebraucht zur Bezeichnung dieser großen Gemeinschaft den Ausdruck ‚Leib des Herrn‘. Christus ist das Haupt, und die ganze geschaffene Geisterwelt des Guten einschließlich der gottesgläubigen Menschen sind die Glieder dieses geistigen Leibes. Wer also mit Christus in Gemeinschaft steht, der hat auch Gemeinschaft mit den Gliedern Christi.

Diese Gemeinschaft wird beim Abendmahl besonders durch das eine Brot versinnbildlicht. So wie das genossene Brot vorher ein Ganzes war, so sollen die vielen, unter die es verteilt wurde, eins sein durch das Band der Liebe:

1. Korinther 10, 17: ‚Weil es ein einziges Brot ist, sind auch wir trotz unserer Vielheit ein einziger Leib: Denn wir alle teilen uns in das einzige Brot.‘

Das Bild, daß alle, die Christus angehören, mit ihm einen geistigen Leib bilden, gebraucht Paulus sehr häufig in seinen Briefen.

Es ist dasselbe, was ihr in eurem Glaubensbekenntnis mit ‚Gemeinschaft der Heiligen‘ bezeichnet.

Um eure falsche Lehre von der Verwandlung des Brotes und Weines in die Person Christi aufrecht zu halten, versteift ihr euch zunächst auf die von Christus angeblich gebrauchten Worte: ‚Das ist mein Leib – das ist mein Blut.‘ Ihr betont, daß es heißt ‚ist‘ und nicht ‚bedeutet‘. Aber woher wißt ihr, daß Christus in seiner Sprache ein Wort gebraucht hat, das eurem ‚ist‘ entspricht? Ihr kennt ja die von Christus in der aramäischen Sprache gebrauchten Worte gar nicht und besitzet auch den ursprünglichen griechischen Text des Neuen Testamentes nicht mehr.

In Wirklichkeit hat Christus beim Abendmahl keine Worte gebraucht, die etwas anderes bedeuten als den Hinweis auf Brot und Wein als Sinnbilder seines am folgenden Tage eintretenden Todes als Erlösungstat für die Rettung der Welt.

Doch wir wollen einmal annehmen, er habe tatsächlich gesagt: ‚Das ist mein Leib – das ist mein Blut!‘, so weiß doch wohl jeder Bibelkenner, daß Christus nur in Sinnbildern gesprochen hat, wie er selbst mit den Worten bestätigt:

Johannes 16, 25: ‚Dies habe ich euch in sinnbildlichen Reden verkündet. Aber es kommt die Zeit, wo ich nicht mehr in Bildern zu euch reden werde.‘

Und wann sprach er diese Worte? Wie du dich überzeugen kannst, gerade beim letzten Abendmahl, wenige Stunden vor seinem Tode. Als Mensch redete er alles in Sinnbildern.

Matthäus 13, 34: ‚Dies alles redete Jesus in Sinnbildern zum Volk und ohne Sinnbilder redete er nichts.‘

Auch am Abend des Abschiedes von seinen Jüngern redete er nicht bloß von Brot und Wein als Sinnbildern seines Todes, sondern in einem anderen Sinnbilde zeigte er das Lebensverhältnis zwischen ihm und seinen Jüngern:

Johannes 15, 5: ‚Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben.‘

Wenn ihr nun Brot und Wein nicht als Sinnbilder gelten lassen wollt, dann dürft ihr auch nicht die Worte vom Weinstock und den Reben sinnbildlich nehmen, sondern müßt sagen: ‚Dadurch, daß Christus die Worte sprach: ‚Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben‘ wurde Christus in einen Weinstock und seine Jünger in Reben verwandelt.‘ Denn es ist in beiden Fällen dieselbe Ausdrucksweise, und die eine Verwandlung ist nicht schwieriger als die andere: nämlich beide wären gleich möglich.

Es ist begreiflich, daß die katholische Kirche alles nur eben Verwendbare aus der Bibel zusammensucht, um ihre ungeheuerliche Lehre zu stützen. So nimmt sie auch andere Sinnbilder in ihrer wörtlichen Bedeutung, wo Christus sich das ‚Brot‘ nennt, das vom Himmel gekommen ist, und auch, wo er sagt, daß sein Fleisch wahrhaft eine Speise und sein Blut wahrhaft ein Trank sei. Das alles ist geistig zu verstehen, was ja auch Christus selbst immer wieder betonte.

Johannes 6, 63: Der Geist ist es, der das Leben schafft, das Fleisch hilft dazu nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.‘

Er sagt von sich, daß es seine ‚Speise‘ sei, den Willen seines himmlischen Vaters zu erfüllen. Der Samariterin am Jakobsbrunnen versprach er ‚Wasser‘ zu geben, das zum ewigen Leben fließe. Das alles sind sinnbildliche Ausdrücke, die nie im wörtlichen Sinne genommen werden dürfen, da sonst die größten Torheiten zum Vorschein kämen.

Christus ist nicht ein wirklicher Weinstock und seine Jünger sind keine wirklichen Reben. Das Abendmahlsbrot ist nicht sein wirklicher Leib und der Wein nicht sein wirkliches Blut. Alles ist geistig und sinnbildlich zu verstehen. Und so verstanden es auch die Apostel und alle Christen der ersten Jahrhunderte.

Der Gottesdienst, dessen Mittelpunkt die angebliche Verwandlung von Brot und Wein in die Person Christi ist, wird von den Katholiken ‚Messe‘ genannt. Man bezeichnet sie auch als die Erneuerung des Kreuzestodes Christi.

Es gibt keine Erneuerung des Kreuzestodes Christi – auch keine unblutige.

Wie ihr euch wohl eine unblutige Erneuerung des Kreuzestodes denkt? Nun, in Wirklichkeit denkt ihr euch überhaupt nichts dabei, weil sich nichts Vernünftiges darunter denken läßt.

Die Messe ist entstanden durch eine Erweiterung der Gebete der Abendmahlsfeier der ersten christlichen Zeit. Sie hat jedoch im Laufe der Jahrhunderte alles eingebüßt, was das Abendmahl zu einem Gemeinschaftsmahl und einem Gedächtnismahl des Herrn machte.

So enthält also die sogenannte Messe an Gutem weiter nichts als eine Reihe von Gebeten, die jeder für sich ebenso gut in seinem Kämmerlein beten kann.

Er bedarf dazu keines Priesters.

Das große Vertrauen des katholischen Volkes auf die Wirkung der bezahlten Messen ist daher leider eine große Selbsttäuschung.

Gebt dem Volke die Abendmahlsfeier der apostolischen Zeit wieder! Diese Feier ist eine heilige und segenbringende Handlung. Ihr sollt sie recht oft halten. Dafür eignen sich besonders die Vorabende eurer hohen Feste oder die Tage der Feste selbst. Auch an anderen Tagen, die für euch von Bedeutung sind, möget ihr euch zu einer solchen Feier zusammenfinden.

Ihr könnt dies ohne fremde Hilfe, in eurer eigenen Familie. Ihr braucht dazu keine sogenannten ‚Priester‘ oder sonstige Religionsdiener und keine Kirchen. Es wird sich in jedem Kreis von Gläubigen jemand finden, der es versteht, die Abendmahlsfeier in würdiger Weise vorzunehmen.

Wegen der Wichtigkeit der Sache möchte ich dir den Verlauf einer solchen Feier kurz schildern:

Als Brot nehmt ihr am besten ungesäuertes Brot, in eurer Sprache ‚Matzen‘ genannt.

Mit Rotwein oder auch Weißwein füllt ihr einen Glas- oder Kristallbecher.

Beides stellt ihr auf einen weißgedeckten Tisch. Das Gefäß mit Wein deckt ihr bis zum Gebrauche zu, damit der Wein durch nichts verunreinigt wird. Ebenso kann man das Brot mit einem reinen Tüchlein überdecken.

Außerdem möget ihr nach dem Beispiel der ersten Christen ein einfaches Kreuz ohne Christuskörperauf den Tisch stellen.

Hinter das Kreuz sieben Kerzen, und zwar so, daß die mittlere Kerze dicht hinter das Kreuz zu stehen kommt.

Wenn ihr zur festgesetzten Stunde versammelt seid, beginnt ihr mit einem zu dieser Feier passenden Lied.

Dann betet der, welcher die Feier leitet, ein Gebet mit seinen eigenen Worten und liest dann den einen oder anderen Psalm, der sich für diese Stunde eignet. Auch kann er aus mehreren Psalmen diejenigen Verse auswählen, die er für passend findet.

Darauf folgt eine entsprechende Lesung aus der Heiligen Schrift. Sollte einer der Anwesenden befähigt sein, eine kurze Ansprache zu halten, so wird dies von Nutzen sein.

Darauf verbringen die Teilnehmer einige Minuten in stiller Sammlung, indem sie ihre Sünden und Fehler überdenken und in wahrer Reue Gott um Verzeihung bitten.

Dann betet der Versammlungsleiter oder alle zusammen den Psalm: ‚Aus der Tiefe rufe ich zu dir‘ (Psalm 130).

Nach Beendigung dieses Bußpsalms tritt der Leiter an den Tisch und betet mit selbstgewähltenWorten, daß Gott Brot und Wein segnen möge, damit deren Genuß allen Teilnehmern zum Heile gereiche.

Darauf bricht er jedem der Anwesenden ein Stück von der Brotscheibe ab und reicht es dem einzelnen hin mit den Worten: ‚Nehmet hin und esset! Das ist das Sinnbild des Leibes Christi, unseres Erlösers, der zu unserer Rettung am Kreuze gestorben ist.‘ Das spricht er nur einmal langsam, während er das Brot herumreicht, das die Teilnehmer in die Hand nehmen und sofort essen. Als letzter nimmt der Austeiler selbst ein Stück und ißt es.

Ebenso reicht er im Anschluß daran den Kelch herum mit den Worten: ‚Trinket alle daraus! Das ist das Sinnbild des Blutes unseres Herrn Jesu Christi, das einst geflossen ist zur Vergebung unserer Sünden.‘ Zuletzt trinkt er selbst aus dem Kelche.

Dann spricht er ein Dankgebet.

Ein Lied schließt die Feier.

Ist ein Tieftrancemedium anwesend, so wird der aus ihm sprechende Geist die Leitung der Feier übernehmen und das Erforderliche veranlassen.

Es ist durchaus nicht verboten, im Anschluß an das Abendmahl eine irdische Feier mit einem Mahle zu veranstalten und in recht froher Stimmung zusammenzubleiben. Denn ihr sollt frohe Menschen sein und die innere Freude auch äußerlich an den Tag legen. Ihr sollt nicht bloß die geistigen Gaben Gottes, sondern auch die irdischen mit Dank gegenüber Gott in Freude und Frohsinn genießen, ohne die Grenzen des Erlaubten dabei zu überschreiten.


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