Johannes Greber 11 – Schluss

Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert

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(von Pfarrer Johannes Greber)

Gegen alles, was mit dem Althergebrachten nicht übereinstimmt, pflegen wir uns ablehnend zu verhalten. Das liegt in der Natur des Menschen. Die Gewohnheit ist die stärkste Macht sowohl im Leben des einzelnen, als auch im Leben der Völker. Darum hängt der Mensch so fest an den Sitten und Gebräuchen, die er von seinen Eltern übernommen und von Jugend auf geübt hat.

In verstärktem Maße gilt dies von den Dingen, die mit der Religion des Elternhauseszusammenhängen. Was Vater und Mutter dem Kinde als etwas Heiliges und Göttliches dargestellt, wassie selbst als religiöse Pflicht geübt und dem Kinde als gleiche Pflicht ins Herz gelegt, ist nicht leicht ganz daraus zu tilgen. Und wenn sich auch die meisten im praktischen Leben nicht danach richten, so gilt es doch als etwas Altehrwürdiges, vor dem man eine gewisse Scheu empfindet und das man wenigstens äußerlich nicht ganz aufgeben möchte. Ein Begräbnis nach althergebrachter Weise der Väter möchte man immerhin noch haben, wenn man auch nicht nach dem Glauben der Väter gelebt hat. Man meint, das der Familien- und Glaubenstradition schuldig zu sein. Alle sind von Kindheit an so oft in die bunte Farbenmischung des religiösen Denkens und Empfindens des Elternhauses und der Glaubensgenossen eingetaucht worden, daß immer noch etwas davon haften bleibt, wenn sie auch noch so oft in dem Wasser eines unreligiösen Alltagslebens gewaschen wurden.

Diese Macht der Gewohnheit ist der größte Feind der Wahrheit auf allen Gebieten, besonders auf dem der Religion.

Sie hält den Menschen nicht bloß ab, selbst nach der Wahrheit zu suchen, sondern treibt ihn auch instinktmäßig dazu, ohne weitere Prüfung alles von sich zu weisen, was im Gegensatz zu seiner bisherigen Meinung steht.

Dagegen gibt es bloß ein Mittel: Es ist das Selbsterleben der Wahrheit.

Auch mir erging es ähnlich bezüglich der Wahrheiten, die in diesem Buch enthalten sind.

Daß es einen Gott und eine Geisterwelt gibt, lehrte mich meine Religion. Davon war ich daher auch völlig überzeugt. Daß aber eine mit menschlichen Sinnen wahrnehmbare Verbindung mit der Geisterwelt hergestellt werden könne, das verstieß gegen die Lehre meiner Kirche. Darum hielt ich diese Annahme für Torheit.

Als ich daher eines Tages gezwungen war, Dinge zu prüfen, die angeblich Geisterkundgebungen sein sollten, war ich in meinem Inneren überzeugt, daß es mir ein leichtes sein werde, die ganze Sache als Schwindel zu entlarven. Dabei war ich mir freilich bewußt, daß eine solche Prüfung nur dann eine einwandfreie sein könne, wenn sie nach denselben wissenschaftlichen Grundsätzen vorgenommen würde, die wir auf allen Gebieten anwenden müssen, um die Wahrheit zu ermitteln. Es sind dies die Gesetze von Ursache und Wirkung. Sie sind allgemein gültig und dulden keine Ausnahme. Denn eine bestimmte Wirkung ohne eine entsprechende Ursache ist auf keinem Gebiet denkbar. So muß dort, wo Gedanken klar und deutlich ausgesprochen werden, auch ein Träger dieser Gedanken – ein denkendes „Ich“ sein.

Werden nun durch irgendeinen Menschen Gedanken zum Ausdruck gebracht, die er selbst nichtkennt und nie gekannt hat, spricht und schreibt er in fremden Sprachen, deren Laute er bisher nie vernommen, dann kann das eigene „Ich“ eines solchen Menschen nicht die Ursache solcher Wirkungen sein. Das gilt um so mehr, wenn dieses Sprechen oder Schreiben in einem Zustand vollständiger Bewußtlosigkeit erfolgt. Es widerstreitet jedem gesunden Denken, daß ein vollständig Bewußtloser überhaupt einen klar durchdachten, die schwierigsten Dinge behandelnden stundenlangen Vortrag halten, die gestellten Fragen und Zwischenfragen eingehend beantworten und erläutern kann. Noch viel weniger kann ein Bewußtloser eine Sprache sprechen oder schreiben, die er nie gehört oder gelernt hat.

Hier kann nicht das eigene „Ich“ des bewußtlosen Menschen als Träger solcher Kundgebungen angenommen werden, sondern es muß in solchen Fällen ein anderes denkendes Wesen sein, das sich des Körpers des bewußtlosen Menschen zum Sprechen und Schreiben bedient.

Auch nach den Grundsätzen der exakten Wissenschaft müssen wir diese Schlußfolgerung ziehen.

Wenn dann ferner diese unserem Auge unsichtbaren denkenden Wesen uns immer wieder beteuern, daß sie körperlose Geister seien, und wenn sie uns die Gesetze genau angeben, nach denen es ihnen möglich sei, mit den Menschen in Verbindung zu treten, dann haben wir ja ein Mittel, die Richtigkeit ihrer Angaben zu prüfen. Wir brauchen bloß die Bedingungen zu erfüllen, welche die Geisterwelt für ihre Verbindung mit uns nötig zu haben behauptet.

Stellt es sich dann heraus, daß bei Beobachtung jener Gesetze der Geisterverkehr tatsächlichzustandekommt, und zwar überall und in jedem Falle, dann ist der Geisterverkehr eine Wahrheit, die ebenso unleugbar ist wie die Tatsache, daß unter Anwendung der Gesetze des Radios uns Mitteilungen aus weiter Ferne vermittelt werden. Die Gesetzmäßigkeit ist in beiden Fällen dieselbe. Die Gesetze für die Übertragung durch das Radio sind nicht heute erst geschaffen worden. Sie sind so alt wie das Universum. Nur hat man erst heute Kenntnis davon bekommen.

So sind auch die Gesetze des Verkehrs der Geisterwelt mit den Menschen immer dagewesen. Man hat sie nicht einmal in unserer Zeit entdeckt, sondern Menschen aller Völker und Zeiten kannten sie und traten aufgrund dieser Gesetze in Verbindung mit dem Jenseits.

Bei meinen eigenen Erlebnissen auf diesem Gebiet wie bei den Erlebnissen von tausend anderen, darunter auch vieler wissenschaftlicher Forscher, handelt es sich nicht um Illusionen, Halluzinationen oder sonstige Sinnestäuschungen. Es sind objektive Geschehnisse.

Ich selbst habe das auf diesem Gebiet Erlebte mit dem nüchternen Sinn betrachtet und geprüft. Ich besitze keinerlei mediale Gaben, bin weder hellsehend oder hellhörend noch irgendwie sensitiv. Ich kenne nichts von Trancezuständen an mir. Mit einer sehr guten Gesundheit und starken Nerven ausgerüstet, habe ich jene Dinge beobachtet in einem Alter von 50 Jahren, nachdem ich als katholischer Geistlicher in fünfundzwanzigjähriger Seelsorge die Höhen und Tiefen des Menschenlebens kennengelernt hatte. Die Erscheinungen der Hysterie, der Nervenüberreizung, des Irrsinns, der Epilepsie und ähnliche Zustände waren mir in zahllosen Fällen vor Augen getreten und in der Seelsorge alltägliche Vorkommnisse. Was ich aber bei dem in diesem Buch geschilderten Geisterverkehr vor mir sah, war etwas ganz anderes. Es hatte nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit anormalen Vorgängen auf dem Gebiet des Seelenlebens.

Daß ich mit dem tiefsten Ernst und der größten Gewissenhaftigkeit jene Dinge prüfte, dazu wurde ich schon durch die Erwägung gezwungen, daß für mich alles dabei auf dem Spiel stand. Als Geistlicher hatte ich eine Lebensstellung, die mich für immer jeder materiellen Sorge enthob. Daß keiner eine solche Stellung ohne die schwerwiegendsten Gründe aufgibt und mittellos wird, bedarf keines weiteren Beweises. Aber ich mußte sie aufgeben, wenn sich das als Wahrheit erwies, was ich in der angeblichen Verbindung mit der Geisterwelt erlebte. Denn das, was mir dort gesagt wurde, stand mit dem in Widerspruch, was ich als katholischer Geistlicher meinen Glaubensgenossen zu predigen und in der Seelsorge zu tätigen hatte.

Beruhten die Mitteilungen der Geisterwelt auf Wahrheit, dann mußte ich auf meine Stellung als katholischer Geistlicher verzichten.

Noch ein Wort der Belehrung möchte ich an den Leser dieses Buches richten.

Ich möchte ihm die Frage beantworten, ob eine Verbindung mit der Geisterwelt Gottes, wie sie in diesem Buche geschildert ist, von jedem angestrebt werden muß. Die Antwort lautet: Nein und Ja. Denn wer an Gott glaubt, auf ihn vertraut und tut, was er als den Willen Gottes erkennt, der wird zu Gott gelangen. Er bedarf dazu keiner für ihn wahrnehmbaren Verbindungen mit der Geisterwelt Gottes.

Wer aber im Zweifel ist über das Dasein eines Gottes, wer Klarheit haben will, ob die Lehren seiner Kirche richtig oder falsch sind, wer Aufklärung sucht über die großen Diesseits- und Jenseitsfragen, dem bleibt nur der eine Weg zur Wahrheit:

Die Verbindung mit der guten Geisterwelt.

In seiner Stellung zu Gott und Jenseits zu einer festen Überzeugung zu kommen, ist Pflicht eines jeden nach den Worten des Apostels Paulus:

Römer 14, 23: „Ein jeder möge nach seiner eigenen Denkweise zu einer festen Überzeugung kommen. Hast du eine feste Überzeugung gewonnen, so halte sie für dich selbst fest vor dem Angesicht Gottes. Denn alles, was nicht aus Überzeugung geschieht, ist Sünde.“

Für den ehrlichen Wahrheitssucher ist die Wahrheit der Schatz, von dem Christus in einem Gleichnis sagt:

Matthäus 13, 44: „Das Himmelreich ist einem Schatze gleich, der in einem Acker vergraben war. Den fand ein Mann, ging vor Freude hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte jenen Acker.“