Johannes Greber – 6.1 Pfarrer Joh.Ch. Blumhardt (3)

Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert.

**********************

Dritter Teil : 6.1(3)

 

greber15

Röntgenaufnahme des linken Unterarmes einer brasilianischen Frau, in zwei Ebenen. Die Frau wurde durch den Schadzauber einer Umbanda-Priesterin verletzt. Der Chefarzt schloß völlig aus, daß die Stifte wegen ihrer tiefen Lage zwischen den Knochen von außen manuell eingestochen sein könnten.Aus: „Die Reise ins Jenseits“, ein Film über paranormale Geschehnisse, von dem deutschen Filmregisseur Rolf Olsen, aus dem Jahre 1975.

Auch aus der Nase zog ich viele Stecknadeln hervor. Einmal kamen 15 solcher Nadeln auf einmal und mit solcher Heftigkeit zur Nase heraus, daß alle in der vorgehaltenen Hand der Gottliebin steckenblieben. Ein andermal klagte sie über Kopfschmerzen, und als ich ihr die Hand auflegte, sah ich überall weiße Punkte vorschimmern. Es waren zwölf Stecknadeln, die bis zur Hälfte noch im Kopfe steckten und einzeln von mir herausgezogen wurden, wobei sie jedesmal durch ein Zucken die Schmerzen kundgab.

Nähnadeln zog ich ferner aus allen Teilen des oberen und unteren Kiefers hervor. Sie fühlte dabei zuerst unerhörte Zahnschmerzen. Man konnte lange nichts sehen, bis man endlich die Spitzen fühlte. Nur unter großer Anstrengung konnte ich sie herausziehen. Zwei alte, fingerlange und verbogeneDrahtstücke zeigten sich sogar in der Zunge, und es kostete Zeit und Mühe, bis sie völlig herausgenommen waren. Ferner waren um den ganzen Leib unter der Haut zwei lange, vielfach verbogene Drahtstücke eingewunden. Ich brauchte zusammen mit meiner Frau wohl eine Stunde dazu, bis sie ganz entfernt waren. Mehr als einmal fiel sie dabei, wie dies überhaupt oft der Fall war, in Ohnmacht.

Es kamen aus allen Teilen des Oberleibes ganze und halbe Stricknadeln so häufig hervor, daß ich deren Zahl wohl auf 30 schätzen darf. Sie kamen teils quer, teils senkrecht heraus, und manchmal mitten aus der Herzgrube. Wenn die Nadeln oft schon zur Hälfte heraus waren, hatte ich doch noch eine halbe Stunde mit aller Kraft zu ziehen, um sie ganz zu entfernen. Auch andere Dinge, Nadeln verschiedener Art, große Glasstücke, Steinchen und einmal ein langes Eisenstück kamen aus dem Oberleib.

Ich kann es wahrlich niemand übelnehmen, der mißtrauisch gegen meine Mitteilungen wird; denn es geht zu sehr über alles Denken und Begreifen. Aber bei diesen Beobachtungen, die fast ein ganzes Jahr dauerten, hatte ich immer mehrere Zeugen. Ich mußte schon deswegen streng darauf halten, solche Zeugen bei mir zu haben, um üblen Gerüchten vorzubeugen. Ich kann daher kühn und frei diese Sachen erzählen, da ich völlig sicher bin, daß nicht der geringste Betrug obwaltete noch obwalten konnte. Sooft ich sie in jener Zeit besuchte, gerufen oder ungerufen, regte sich wieder etwas und arbeitete sich aus irgendeinem Teile des Leibes hervor. Der Schmerz war jedesmal fürchterlich und fast immer so, daß sie mehr oder weniger die Besinnung verlor. Sie sagte: „Das mache ich nicht durch, das ist mein Tod!“

Alle diese Gegenstände konnten bloß unter Gebet aus ihr entfernt werden.

Wenn sie zu klagen anfing, daß sie irgendwo Schmerzen fühle, so brauchte ich ihr nur unter Gebet die Hand aufzulegen, und sie fühlte alsbald, daß die Sache sich bewegte oder drehte und einen Ausgang suchte. Durch die äußere Haut ging es am schwersten, und man fühlte es oft lange, wie sich von innen heraus etwas vordrückte.

Blut floß nie; auch wurde keine Wunde verursacht. Höchstens konnte man noch eine Weile die Stelle erkennen, aus der sich etwas herausgearbeitet hatte. Doch das war nur der Fall, wenn die Entfernung der Gegenstände unter Gebet vorgenommen wurde.

Bisweilen jedoch schnitt sie sich in meiner Abwesenheit, von Schmerz überwältigt, mit einem Messer die Haut auf, und diese Wunden waren fast nicht mehr zu heilen.

Auch lebendige Tiere kamen aus ihrem Munde: Heuschrecken, Fledermäuse, Frösche und einmal eine Natter. Die Natter verursachte ihr nachher eine Wunde am Halse und stach sie so heftig in den Fuß, daß das Bluten fast nicht aufhören wollte.“

Ich kann diese Seite des Kampfes nicht schließen, ohne wenigstens noch einen Fall der schauderhaftesten Art zu erzählen.

Zu Anfang Dezember 1843 hatte Gottliebin ein Nasenbluten, das gar nicht aufhören wollte. Wenn sie eine Schüssel von Blut verloren hatte, fing es von neuem an. Es ist unbegreiflich, wie sie bei einem so ungeheuren Blutverlust überhaupt noch am Leben bleiben konnte. Auffallend war, daß das Blut zugleich einen sehr scharfen Geruch hatte und immer besonders schwarz aussah.

Eines Tages, als ich von einem anderen Ort heimkehrte, kam mir jemand entgegengelaufen und sagte, ich möchte doch schnell zu der Gottliebin kommen. Ich eilte und sah überall die Leute voll Schrecken zum Fenster herausschauen und hörte sie rufen: ‘Herr Pfarrer, es tut Not!‘ Ich trat in die Stube der Gottliebin. Aber ein erstickender Blutdunst wollte mich wieder heraustreiben. Sie saß in der Mitte der kleinen Stube, hatte vor sich einen Kübel, der wohl zur Hälfte mit Blut und Wasser gefüllt war. Durch die ganze Länge der Stube vor ihr und hinter ihr floß eine breite Blutlache. Sie selbst war über und über so mit Blut bedeckt, daß man die Kleider kaum mehr erkannte. Das Blut rieselte lebhaft aus beiden Ohren, aus beiden Augen, aus der Nase und sprudelte sogar oben auf dem Kopf in die Höhe. Es war das Gräßlichste, das ich je gesehen habe. Im Augenblick war ich ratlos. Doch faßte ich mich.

Ein kurzes und tiefes Gebet brachte vorerst das Bluten zum Stillstand.

Dann ließ ich ihr das Gesicht waschen, das nicht mehr zu erkennen war, ebenso den Kopf. Darauf befühlte ich eine Stelle des Kopfes, an der sich etwas befinden sollte. Oberhalb der Stirne gewahrte ich einen kleinen, aber verbogenen Nagel, der sich emporbohrte. Am Hinterkopf drehte und arbeitete sich innerhalb der Haut etwas weiter herab. Endlich kam ein verbogener Bretternagel zum Vorschein. Das Bluten hatte von nun an ein Ende, und am Abend fühlte sie sich ziemlich wohl und gestärkt.

Gottliebin konnte sich aus früherer Zeit gut erinnern, daß sie bisweilen auf das Essen einer Suppe oder anderer Speisen sogleich etwas Eigentümliches im Hals oder Leib gefühlt habe. Einmal warf sie Überbleibsel von einem solchen Essen einem Huhn vor, daß augenblicklich rasend umherlief und nach einer Weile wie erstickend tot umsank. Sie öffnete Kopf und Hals des Huhnes, und da steckten zu ihrem Schrecken eine Menge Schuhnägel. Wie aber konnten solche Sachen in den Kopf und Leib kommen?

Gottliebin erzählte, daß sie nachts öfters die Geister von Personen aller Arten und Stände zu sich ans Bett kommen sah. Diese hätten ihr entweder etwas wie Brot in den Mund gereicht oder andere Stellen ihres Leibes berührt. Alsbald habe sie Veränderungen in sich gefühlt, und nachher seien dann die Gegenstände aus ihr hervorgekommen.

Jener Bretternagel und der kleinere Nagel, die das heftige Bluten verursachten, wurden ihr abends mitten auf der Straße von einem Geiste, der einen geistlichen Ornat trug und dort wartete, auf eine besondere Weise in den Kopf geschafft, wobei sie nicht den geringsten Widerstand leisten konnte; und bald darauf fing das Bluten an.

Eines Nachts traten drei Männer als Geister vor sie, die in einem Glas eine giftige Essenz in der Hand hielten. Sie konnte sich wiederum nicht bewegen. Der eine öffnete ihren Mund, der andere hielt sie am Kopf und der dritte wollte ihr die Flüssigkeit eingießen. Doch gelang es ihm nur, ihr ein wenig davon in den Mund zu schütten. Um sie zu ersticken, wurde ihr nun wieder der Mund geschlossen und zugehalten. Der Dampf der Flüssigkeit ging jedoch durch die Nase heraus. Sie war nur imstande, während dies geschah, ein kurzes Gebet zu seufzen. Als die Männer merkten, daß sie nichts ausrichteten, schütteten sie ihr den Inhalt des Glases über den Kopf und entfernten sich. Am Morgen war die Nachthaube der Gottliebin von einem gelblichen, häßlich riechenden Stoffe zerfressen und ließ sich leicht zerbröckeln.

Einmal, als sie in ihrer Kammer schlief, hatte sie abends ihren Rock an die Kammertüre gehängt. Die Schwester, die mit ihr in demselben Bette lag, wußte genau, was in der Rocktasche war und daß Gottliebin nicht aus dem Bette aufstand. Gottliebin aber sah des Nachts eine Gestalt zu ihrem Rock gehen, aus der Tasche ein blechernes Geldbüchschen, wie es die Bauersleute haben, nebst anderem herausnehmen und dann vor sie hintreten. Am anderen Morgen wurden von ihr unter heftigem Würgen Geldstücke und das Büchschen erbrochen.

Endlich, als diese Erscheinungen unerschöpflich zu werden drohten, raffte ich meine ganze innere Kraft im Gebet zusammen und flehte zu Gott, er möge, da er die Kraft sei, die alles aus nichts gemacht habe, nun diese Gegenstände in nichts verwandeln, damit die Kunst des Teufels gänzlich zunichte werde. Dieser Art war mein Kämpfen mehrere Tage lang, und der Herr, der verheißen hat: ‚Alles, was ihr in meinem Namen bitten werdet, das will ich euch geben‘, hat Wort gehalten. Es gelang.

Aber auch diesem vermeintlichen Ende folgten nun noch einmal entsetzliche Krankheitserscheinungen bei der Gottliebin, die absichtlich auf ihren Tod zu zielen schienen. Als sie einmal sich selbst in unglaublich furchtbarer Weise verwundet hatte, wurden die Wunden wieder wunderbar geheilt. Aber plötzlich brachen sie wieder auf, und eine Freundin kam in größter Bestürzung zu Blumhardt mit der Meldung, jede Minute könne der Tod eintreten. Blumhardt schreibt:

„Da stürzte ich in meinem Zimmer auf die Knie nieder und redete kühne Worte. Diesmal wollte ich, so stark war ich geworden, im Augenblick dem Teufel nicht einmal die Ehre antun, selbst hinzugehen, sondern ließ durch die Freundin sagen: ‘Gottliebin solle sich selbst aufmachen und zu mir kommen. Sie könne es im Glauben.‘ Es stand nicht lange an, so kam sie die Treppe herauf. Wie es aber mir dabei wurde, kann mir niemand nachfühlen.“

Den Schluß der Geschichte erzählt Blumhardt mit folgenden Worten:

„Es schien sich alles, was nur je früher vorgekommen war, noch einmal zusammenzudrängen. Das Mißlichste war, daß sich in diesen Tagen die finsteren Einwirkungen auch auf den halbblinden Bruder und eine andere Schwester Katharina ausdehnten, und ich also mit dreien zugleich den verzweifelten Kampf durchzumachen hatte, wobei deutlich der innere Zusammenhang zwischen diesen dreien zu erkennen war. Den Verlauf des einzelnen kann ich nicht mehr genau erzählen. Es war viel zu mannigfaltig, als daß ich es im Gedächtnis hätte behalten können. Aber Tage waren es, wie ich keine mehr zu erleben hoffte. Denn es war soweit gekommen, daß ich sozusagen alles aufs Spiel zu setzen wagen mußte, wie wenn es hieße ‘siegen oder sterben‘.

So groß übrigens auch meine Anstrengung war, so fühlbar war mir ein göttlicher Schutz. Der Bruder war am schnellsten wieder frei, und zwar so, daß er sogleich tätige Hilfe im Nachfolgenden leisten konnte. Die Hauptsache kam aber diesmal nicht an Gottliebin, welche im letzten Akt nach vorausgegangenen Kämpfen gleichfalls völlig frei zu sein schien, sondern an ihre Schwester Katharina, die früher nicht das mindeste derart erfahren hatte, nun aber so rasend wurde, daß sie nur mit Mühe festgehalten werden konnte. Sie drohte, mich in tausend Stücke zu zerreißen, und ich durfte es nicht wagen, ihr nahezutreten.

Sie machte unaufhörlich Versuche mit eigener Hand, wie sie sagte, sich den Leib aufzureißen oder lauerte listig umher, als wollte sie etwas Gräßliches an denen, die sie hielten, verüben. Dabei rasselte und plärrte sie so fürchterlich, daß man Tausende von Lästermäulern sich in ihr vereinigt denken konnte. Am auffallendsten war, daß sie ganz bei Besinnung blieb, indem man mit ihr reden konnte, sie auch bei scharfen Ermahnungen sagte, sie könne nicht anders reden und handeln. Man möchte sie nur recht festhalten, damit nichts durch sie geschehe. Auch nachher hatte sie noch von allem, selbst von den gräßlichsten Mordversuchen, bestimmte Erinnerungen, und diese wirkten so niederschlagend auf sie, daß ich mich mehrere Tage ihrer besonders annehmen mußte, bis nach fleißigem und ernstlichem Beten ihr die Erinnerungen allmählich schwanden.

Daneben ließ sich dennoch der Dämon aus ihr ebenso bestimmt vernehmen, der sich diesmal nicht als einen abgeschiedenen Menschengeist, sondern als einen vornehmen Satansengel ausgab, als das oberste Haupt aller Zauberei. Er behauptete, daß mit dem, daß er in den Abgrund fahren müsse, der Zauberei der Todesstoß gegeben werde, an dem sie allmählich verbluten müsse.

„Plötzlich gegen 12 Uhr um Mitternacht dröhnte aus der Kehle des Mädchens zu mehreren Malen, ja wohl eine Viertelstunde andauernd, nur ein Schrei der Verzweiflung mit einer erschütternden Stärke, als müßte das Haus zusammenstürzen. Grausenerregenderes läßt sich nicht denken. Und es konnte nicht fehlen, daß die Hälfte der Bewohner des Ortes nicht ohne besonderen Schrecken Kenntnis von dem Kampfe bekam. Dabei befiel Katharina ein so starkes Zittern, daß es war, als wollten sich alle ihre Glieder voneinander abschütteln. Unter Äußerung von Angst und Verzweiflung mischten sich in der dämonischen Stimme ein riesenhafter Trotz, eine Herausforderung gegen Gott, ein Zeichen zu tun, damit er nicht so gemein wie andere Sünder seine Rolle niederlegen, sondern gewissermaßen unter Ehren in die Hölle fahren müsse. Solch schauerliches Gemisch von Bosheit, Verzweiflung, Trotz und Hochmut ist wohl schwerlich je irgendwo erblickt worden.

Endlich kam der ergreifendste Augenblick, welchen unmöglich jemand genügend sich vorstellen kann, der nicht Augen- und Ohrenzeuge war. Um 2 Uhr morgens brüllte der angebliche Satansengel, wobei das Mädchen den Kopf und Oberleib über die Lehne des Stuhles zurückbog, mit einer Stimme, die man kaum bei einer menschlichen Kehle für möglich halten sollte, die Worte heraus: ‘Jesus ist Sieger! – Jesus ist Sieger!‘ Worte, die, soweit sie ertönten, auch verstanden wurden und auf viele Personen einen unauslöschlichen Eindruck machten. Nun schien die Macht und Kraft des Dämons mit jedem Augenblick mehr gebrochen zu werden. Er wurde immer stiller und ruhiger, konnte immer weniger Bewegungen machen und verschwand zuletzt ganz unmerklich, wie das Lebenslicht eines Sterbenden erlischt, jedoch erst gegen 8 Uhr morgens.“

Damit war der zweijährige Kampf zu Ende.

Was Blumhardt erlebt hatte, waren die Kundgebungen der bösen und niederen Geisterwelt durch menschliche Medien. Es war an und für sich nichts Neues. Nur für ihn war es neu. Hätte er sich dieser in der Gewalt des Bösen befindlichen Medien nicht angenommen, so würde es ihnen ergangen sein, wie es täglich so vielen ergeht, die man in vollständiger Unkenntnis der Vorgänge sich selbst überläßt. Sie wären entweder im Irrenhaus gelandet oder hätten durch Selbstmord ihrem Leben ein Ende gemacht.

Die Insassen der Irrenanstalten sind zum großen Teil die Opfer der niederen Geisterwelt. Und dieselben unheimlichen Mächte sind oft auch bei  den Selbstmördern tätig.

Gottliebin Dittus war „Tieftrancemedium„. Auf welche Weise sie sich dazu entwickelte, dafür finden sich in den Angaben des Blumhardt keine Anhaltspunkte. Es ist wahrscheinlich, daß sie mit ihren anderen Geschwistern zusammen das sogenannte „Tischrücken“ betrieben hatte und daß ihreangeborene Medialität auf diesem Wege immer stärker sich entfaltete.

Die Bewußtlosigkeit trat dann bei ihr ein, wenn der eigene Geist von den fremden Geistwesen aus ihr verdrängt wurde und jene Geistwesen von ihr Besitz ergriffen. Beim Austritt des eigenen Geistes fiel sie wie tot hin und wurde wieder aufgerichtet durch den Geist eines Dämons, der in ihren Körper eingetreten war und seine Kundgebungen machte.


Weiter bei: 6.1 Pfarrer Johann Christoph Blumhardt (4)