Johannes Greber – 10.5 Es gibt keine ewige Hölle

Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert

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vierter Teil 10.5 

Wenn es wahr wäre, daß die Hölle ewig ist – wie ihr es heute lehrt – worin sollte dann am Ende der Tage die ‚Freudenbotschaft‘ bestehen, die Gott als Abschluß seines Heilsplanes in Aussicht stellt?

Ein Abschluß mit der ewigen Verdammnis zahlloser Geister wäre wahrlich kein Tag der Freude, sondern ein Tag des Entsetzens für die ganze Schöpfung Gottes.

Wo bliebe da die Wahrheit der Erlösung aller, auf die Paulus so oft und so eindringlich hinweist?

Wo bliebe die Wahrheit des Wortes, das Gott beim Propheten Jesaja geschworen hat: Daß der Tag komme, wo jedes Knie sich beugen und ihm jede Zunge schwören soll, und wo alle zu ihm kommen, auch die, welche ihm feindselig widerstrebt hatten?

Wo bliebe da die Erfüllung all der Stellen, die ich dir vorhin angeführt habe?

Alle Feinde Gottes werden durch Christus dem Vater zu Füßen gelegt, nicht mit Gewalt, sondern durch erbarmende Liebe, der auch ein Luzifer auf die Dauer nicht widerstehen kann.

Gott zwingt keinen gefallenen Geist mit Gewalt vor seine Füße!

Wenn er das wollte, dann brauchte er nicht so lange zu warten. Das hätte er schon längst tun können. Unter der Allmacht Gottes steht die Hölle von jeher. Wenn die Hölle sich einst vor Gott verdemütigt, dann geschieht es mit freiem Willen in reumütiger Erkenntnis der Gerechtigkeit, der Liebe und Langmut Gottes.

An der Lehre von einer ‚ewigen Hölle‘, welche die ersten Christen nicht kannten, haltet ihr mit erstaunlicher Zähigkeit fest. Auf dieses Schreckmittel scheint ihr nicht verzichten zu wollen. Glaubt ihr denn, mit einer grausamen Unwahrheit bei den armen Menschen mehr erreichen zu können, als mit den Wahrheiten der Liebe und des Erbarmens?

Und welche Anstrengungen ihr macht, um jene unwahre Lehre zu begründen!

Ihr sagt, daß eine sogenannte ‚Todsünde‘ eine ewige Strafe zur Folge haben müsse. Denn eine Todsünde sei eine unendliche Beleidigung Gottes.

Das sind irrige und selbsterfundene Begriffe!

Ein Geschöpf kann Gott nicht unendlich beleidigen und daher auch keine unendliche Bestrafung für sein Vergehen verdienen. Je tiefer derjenige steht, der dich beleidigt, um so geringfügiger siehst du die Beleidigung an.

Aber was ist ein armseliges Geschöpf seinem Schöpfer gegenüber?

Ein Stäubchen!

Eure Beleidigung reicht an Gott überhaupt nicht heran. Ihr fügt ihm nichts Böses zu, sondern euch selbst.

Und dann, wenn eine Todsünde eine unendliche Beleidigung Gottes wäre, dann könnte sie ja auch in eurem irdischen Leben nicht mehr vergeben werden. Wenn sie aber nach eurer Lehre den irdischen Menschen vergeben werden kann, warum sollte sie denn den Geistern des Jenseits nicht vergeben werden? – Es sind doch dieselben Geister, ob sie nun in einem materiellen Körper sich befinden oder ob sie den Körper im irdischen Tode verlassen haben.

Es ist dasselbe ‚Ich‘ im Diesseits und im Jenseits mit denselben geistigen Fähigkeiten. Im Jenseits ist daher dem Geiste dieselbe Gesinnungsänderung möglich, wie im irdischen Leben.

Man beruft sich auf die Bibel, um den Beweis für die Ewigkeit der Höllenstrafen zu erbringen. Man klammert sich an das Wort ‚ewig‘, das in euren Übersetzungen des Neuen Testamentes in Verbindung mit den jenseitigen Strafen gebraucht wird. Aber wie lautet denn das Wort, das ihr mit‚ewig‘ übersetzt habt, im griechischen Urtext? Denn nicht auf eure Übersetzungen kommt es an, sondern auf den Sinn des Wortes, das im Urtext steht.

Nun findest du aber an allen Stellen, an denen eure deutschen Bibelübersetzungen das Wort ‚Ewigkeit‘ oder ‚ewig‘ gebrauchen, im griechischen Text das Wort ‚Aeon‘.

Auch ihr sprecht unter Benutzung desselben Wortes von ‚Aeonen‘. Ihr wollt damit große Zeiträume bezeichnen. Auch im Griechischen bedeutet das Wort ‚Aeon‘ niemals ‚Ewigkeit‘ oder den Begriff des ‚Ewigen‘. Auch dort hat es nur die Bedeutung eines Zeitraumes von unbestimmter Dauer. Das Altertum war ein ‚Aeon‘, das Mittelalter war ein ‚Aeon‘, die Neuzeit ist ein ‚Aeon‘. Nach der Anschauung der Römer war ein ‚Aeon‘ ein Zeitraum von hundert Jahren.

Ein ‚Aeon‘ ist also eine Zeitdauer, deren Grenzen bald weiter auseinander-, bald näher zusammenliegen. Sogar ein Menschenalter wird manchmal mit dem Worte ‚Aeon‘ wiedergegeben. Aber niemals kann damit eine nie endende Zeitperiode ausgedrückt werden. Du darfst daher das Wort ‚Aeon‘ nie mit Ewigkeit und das davon abgeleitete Eigenschaftswort nie mit ‚ewig‘ übersetzen, sondern mußt dafür die Bezeichnung ‚Zeit‘ und ‚zeitlich‘ gebrauchen.

Nun möchte ich dich zunächst auf die merkwürdige Tatsache aufmerksam machen, daß eure Übersetzer an zahlreichen Stellen der Bibel das Wort ‚Aeon‘ und das davon abgeleitete Eigenschaftswort in richtiger Weise mit ‚Zeit‘ und ‚zeitlich‘ wiedergeben, weil das Wort ‚ewig‘ an jenen Stellen widersinnig wäre. Nur dort, wo von einer jenseitigen Strafe die Rede ist, gebrauchen sie das Wort ‚ewig‘.

Man merkt deutlich, daß sie da unter dem Einfluß der christlichen Religionen stehen, die eine Ewigkeit der Höllenstrafe lehren.

Greifen wir nur einige von den zahlreichen Stellen der Bibel heraus, wo das Wort ‚Aeon‘ mit ‚Zeit‘ oder ‚zeitlich‘ übersetzt werden muß: So heißt es von der Sünde wider den Geist, daß sie weder in diesem noch in dem anderen ‚Aeon‘ vergeben werde, also weder in diesem Zeitalter noch in dem folgenden, oder weder in diesem Leben noch in dem kommenden. Man konnte ja nicht übersetzen: Sie wird weder in dieser Ewigkeit noch in der zukünftigen vergeben werden. Denn es gibt keine zweiEwigkeiten.

Bei dem Gleichnis von dem Sämann wird gesagt, daß bei einigen der Same erstickt wird durch die Sorgen dieses ‚Aeon‘, was ihr richtig übersetzt mit ‚zeitlichen Sorgen‘. Von dem Begriff ‚ewig‘ kann auch hier nicht die Rede sein.

In dem Gleichnis von dem Unkraut unter dem Weizen sagt Christus, daß die Ernte das Ende dieses ‚Aeon‘ sei, also das Ende dieser Zeit oder dieser Welt. Auch hier kann es nicht ‚Ewigkeit‘ heißen. An dieser Stelle kommt das Wort ‚Aeon‘ noch zweimal in der Bedeutung von ‚zeitlich‘ vor.

Ich nehme noch einige Stellen aus den Briefen des Apostels Paulus. ‚Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise des jetzigen ‚Aeon‘ (der jetzigen Zeit).‘ – ‚Was wir vortragen, ist nicht die Weisheit dieses ‚Aeon‘ oder der Machthaber dieses ‚Aeon‘, sondern verborgene Weisheit, die Gott vor allen ‚Aeonen‘ vorherbestimmt hat.‘

Aus diesen Stellen, die noch durch eine große Anzahl ähnlicher Stellen vermehrt werden könnten, magst du ersehen, daß das Wort ‚Aeon‘ nicht die ‚Ewigkeit‘ bedeutet, sondern einen begrenzten Zeitabschnitt.

Nun steht dasselbe Wort ‚Aeon‘ an den Stellen, wo von einer jenseitigen Strafe die Rede ist. Wer gibt euch daher das Recht, dasselbe Wort, das ihr an zahlreichen anderen Stellen mit ‚Zeit‘ und ‚zeitlich‘ übersetzt, gerade dort mit ‚ewig‘ wiederzugeben, wo es sich um die Höllenstrafe handelt? Man sollte fast meinen, ihr hättet eine besondere Freude an einer ewigen Hölle.

Christus sagt nach eurer Übersetzung: ‚Es ist besser für dich, verstümmelt und lahm zum Leben einzugehen, als daß du zwei Hände und zwei Füße habest und in das ‚ewige‘ Feuer geworfen werdest.‘ Was hier mit ‚ewigem‘ Feuer bezeichnet wird, ist auch bloß ein Feuer, das einen ‚Aeon‘ hindurch dauert, also zeitlich ist. Und merkwürdigerweise stand im Urtext an dieser Stelle nicht einmal das Wort ‚Aeon‘, sondern ist hineingefälscht worden. Denn im Urtext hieß es: ‚In das Feuer der Hölle‘ und nicht: ‚In das ewige Feuer‘.

Auch an anderen Stellen hat man nachträglich ähnliche Fälschungen begangen. So heißt es in euren jetzigen Übersetzungen: ‚Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ‚ewige‘ Feuer!‘, während es im richtigen Text hieß: ‚Weichet von mir, ihr Verfluchten, in die äußerste Finsternis!‘

Ich denke, dich durch meine Darlegungen davon überzeugt zu haben, daß ihr für eure grausame undunwahre Lehre von einer ‚ewigen‘ Hölle in der Bibel keinen Anhaltspunkt finden könnt. Wie lange die Strafe für die einzelnen Geister dauert, hängt vor allem von den Geistern selbst ab. Je länger sie bei ihrem Abfall verharren, um so länger dauert die Trennung und die Strafe der Trennung. Selbst Gott weiß nicht, wann die einzelnen Geister zu ihm zurückkehren, da die Rückkehr von der freien Entscheidung des Geistes abhängt; und ich habe dir ja gesagt, daß die zukünftigen freien Entscheidungen der Geister selbst dem Vorauswissen Gottes entzogen sind.

Auch das, was ihr in falscher Übersetzung ‚ewiges Leben‘ nennt, indem ihr auch hier das Wort ‚Aeon‘ mit ‚ewig‘ wiedergebt, ist bloß ein Leben in den zukünftigen ‚Aeonen‘ oder in den zukünftigen Zeiten. Wie lange dieses Leben bei Gott für euch dauern wird, hängt von euch selbst ab. Wenn ihr Gott stets treu bleibt, dann wird jenes Leben endlos, also tatsächlich ‚ewig‘ sein. Aber wer weiß, ob später nicht noch einmal ein Abfall der Geister von Gott erfolgen wird, an dem ihr euch beteiligt, wie ihr euch an dem ersten Abfall unter Luzifer beteiligt habt. Denn die Freiheit des Willens ist bei den Geistern des Himmels dieselbe wie damals, und die Möglichkeit des Mißbrauches der Willensfreiheit ebenso vorhanden, wie vor dem ersten Abfall. Ob ein solcher Abfall wieder einmal kommen wird, weiß auch Gott nicht aus dem Grunde, den ich dir bereits angegeben habe.

Ihr könnt also ebensowenig von einer ‚ewigen Belohnung‘ sprechen, wie von einer ‚ewigen Bestrafung‘.

Wenn nun in der Bibel von einem ‚Feuer‘ der Hölle gesprochen wird, so soll damit ein Sinnbild des übergroßen Schmerzes derer gegeben werden, welche die Strafen der Hölle zu erdulden haben. Auch ihr sprecht von einem brennenden Schmerz, ohne daß ihr wirkliches Feuer darunter versteht.

Die Qualen der Hölle sind so groß, daß ihr euch keine menschliche Vorstellung davon machen könnt.

Christus sagt: ‚Die Verdammten werden mit Feuer gesalzen.‘ So wie das Salz alles durchdringt, so durchströmt der Schmerz jene Geister. Aber Christus fügt an dieser Stelle hinzu: ‚Das Salz ist etwas Gutes.‘ So ist auch die Qual der Geister im Hinblick auf ihre Rettung in Wirklichkeit etwas Gutes, wenn sie sich auch noch so grausam ansieht und von den Menschen nicht verstanden wird, da sie ihnen nicht im Einklang mit der Barmherzigkeit eines Gottes zu stehen scheint. Und doch ist es nur die Liebe Gottes, die auch in den Qualen der Hölle spricht.

Wenn eine Mutter ihr Kind dem Messer des Arztes hinhält, damit er es durch eine schmerzliche Operation von einer tödlichen Wunde heilen soll, dann ist es die Mutterliebe, die sie dazu antreibt. Sie muß dieses schmerzliche Mittel der Heilung wählen, weil es kein anderes gibt.

So wird auch die Gesinnung der Geister der Tiefe nur durch die Qual geläutert, die sie zu erdulden haben. Ein anderes Mittel gibt es nicht. Aber für alle, auch die Verstocktesten, wird die Stunde kommen, wo sie als unglücklich gewordene Kinder infolge ihrer Qual sich aufmachen und heim zum Vater gehen.


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