Johannes Greber – 10.9 Die Bedeutung der Taufe

Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert

vierter Teil : Seite 10.9

Zu einer Rückkehr aus dem Reich der geistig Toten zum Reiche Gottes bedarf niemandirgendwelcher menschlicher Einrichtungen, keiner äußeren Kirchenorganisationen, keiner Priester, wie sie die heutigen Religionen, vor allem die katholische, aufweisen.

Der von Gott Abgeirrte kann sich jederzeit innerlich mit Gott, seinem Vater, in Verbindung setzen und erhält von ihm ohne menschliche Zwischeninstanzen Verzeihung und Kraft zu einem Leben nach dem Willen Gottes.

Siebtens: Deine bisherige Kirche lehrt im Gegensatz hierzu die Notwendigkeit sogenannter‚Sakramente‘ als Mittel zur Erlangung des Heiles. Und da diese Sakramente nur von Priestern gespendet werden können, die von den Bischöfen geweiht sind, so besitzt die katholische Kirche in der Sakramentenlehre das stärkste Machtmittel, die Gläubigen an ihre Kirchenorganisation zu fesseln. Denn ohne das Dazwischentreten eines Priesters ist es nach der Lehre dieser Kirche nicht möglich, zu Gott zu gelangen.

Es wird dir beim Lesen des Neuen Testamentes auffallen, daß in der Lehre Christi und der Apostel auch nicht ein einziges Wort enthalten ist, mit dem ihr die Sakramentenlehre begründen könntet. Eure Sakramente in der von euch gelehrten Bedeutung sind menschliche Erfindungen, wie ich dir jetzt zeigen werde.

a) Als erstes und notwendigstes Sakrament gilt euch die Wassertaufe.

Ihr behauptet, daß die Taufe aus sich, also ohne Zutun des Täuflings, aus einem Feinde Gottes ein Kind Gottes mache, indem sie sowohl die sogenannte Erbsünde, als auch alle persönlichen Sünden tilge. Darum tauft ihr auch die Kinder, die nicht einmal wissen, daß sie die Taufe empfangen.

Das sind ganz irrige Vorstellungen von der Bedeutung der Taufe!

In der ersten christlichen Zeit war die Taufe nichts weiter als die Vornahme einer äußeren Handlung zum Zeichen einer inneren Gesinnung. Durch die Taufe wurde also nichts Neues bewirkt, wie ihr lehrt, sondern bloß das nach außen kundgetan, was an innerer Gesinnung im Täufling vorhanden war. So war die Taufe des Johannes für diejenigen, die sie annahmen, ein in der Öffentlichkeit abgelegtes Zeugnis dafür, daß sie den Worten des großen Bußpredigers Glauben schenkten und von ihrem bisherigen schlechten Lebenswandel ablassen wollten. Daß diese Taufe öffentlich gespendet wurde, war das Wesentliche. Alle sollten sehen können, wer die Taufe empfing.

Du könntest nun denken, ein äußeres Zeichen für eine innere Gesinnung sei nicht erforderlich. Aber ihr Menschen täuscht euch selbst so oft über eure wirkliche Gesinnung und werdet euch erst dann vollkommen darüber klar, wenn ihr sie äußerlich vor der Öffentlichkeit an den Tag legen sollt. Da zeigt es sich dann nicht selten, daß das vermeintliche Gute in euch doch nicht so groß ist, als ihr im Stillen geglaubt hattet.

Unter denen, die zu Johannes kamen und seine Predigt hörten, befanden sich auch viele, die eine Änderung ihrer Gesinnung in sich zu verspüren meinten. Als sie aber die Taufe als äußeres Bekenntnis dieser Gesinnungsänderung vor allem Volk empfangen sollten, da schreckten sie zurück.Es kam die Menschenfurcht, und sie war stärker als das Gute in ihnen. Sie fürchteten das Gespött ihrer Mitmenschen, vor allem der jüdischen Geistlichkeit, die ja Johannes nicht als einen Gesandten Gottes anerkannte. Aus Menschenfurcht lehnten sie also die Taufe ab. Wäre daher dieses äußere Zeichen nicht gewesen, vor dessen Annahme oder Ablehnung sie gestellt wurden, so wäre es ihnen nie zum Bewußtsein gekommen, daß sie tatsächlich nicht reif für das Reich Gottes waren.

Wer sich aus menschlichen Rücksichten scheut, für das, was er als wahr und recht erkannt hat, auch öffentlich einzutreten und alle irdischen Folgen eines solchen Bekenntnisses auf sich zu nehmen, auf den ist kein Verlaß. Er ist nicht brauchbar für die Sache Gottes; denn das Irdische steht ihm höher.

Aus demselben Grunde ließ sich auch Christus von Johannes taufen. Auch er wollte öffentlich bekunden, daß er für die von Johannes gepredigte Wahrheit eintrete. Johannes wählte als äußeres Zeichen der Anerkenntnis seiner Lehre und des Willens zur Lebensbesserung die Taufe in der Form des Untertauchens in Wasser. Er hätte auch ein anderes Zeichen wählen können. Aber das Untertauchen in Wasser war das schönste Sinnbild dessen, was er mit seiner Predigt bezweckte. Er lehrte die Reinigung von Sünde durch Änderung der bisherigen schlechten Gesinnung.

So wie nun der Getaufte durch Untertauchen äußerlich von Schmutz gereinigt wurde und gewissermaßen als ein neuer Mensch aus dem Wasser stieg, so sollte ihn die Annahme der Wahrheit innerlich reinigen und befähigen, als ein neuer Mensch ein Leben des Gehorsams gegen Gott zu führen.

Aus demselben Grunde der Sinnbildlichkeit hat auch Christus die Wassertaufe als äußeres Zeichen der Annahme seiner Lehre beibehalten.

Was die öffentliche Taufe als Bekenntnis zum Christentum für die Menschen der ersten christlichen Zeiten an äußeren Folgen hatte, davon vermöget ihr euch heute keine rechte Vorstellung mehr zu machen. Die zum Christentum übertretenden Juden setzten sich dem Haß, der Verfolgung und der wirtschaftlichen Schädigung ihrer früheren Glaubensgenossen, besonders der jüdischen Geistlichkeit aus. Man beschimpfte sie auf der Straße, schleppte sie ins Gefängnis, steinigte sie. Aus der Geschichte des Paulus und des Stephanus kannst du ersehen, mit welchem Fanatismus das damalige Judentum die Judenchristen verfolgte.-

Ebenso schlimm waren die Christenverfolgungen durch das Heidentum. Die heidnische Religion war Staatsreligion. Die Verehrung der Götter, die Götzenfeste und Götzenopfer waren durch Staatsgesetze vorgeschrieben. Es wurde als eines der größten Verbrechen gegen den Staat und den Herrscher betrachtet, sich von der Götterverehrung und den Opferfesten fernzuhalten. Darauf ruhte Todesstrafe und Einziehung der Güter. Nun aber konnte ein Christ sich selbstverständlich nicht mehr an den Götterfesten und Opfermahlzeiten beteiligen. Wurde er angezeigt, so mußte er sich auf das Schlimmste gefaßt machen. Die Schrecknisse der Christenverfolgungen durch das Heidentum sind dir ja bekannt. Tod und Einziehung ihrer Güter waren das Los vieler Christen.

Wieviele der heutigen sogenannten Christen würden wohl bereit sein, eine Taufe zu empfangen, die mit solchen Folgen für Leben und Eigentum verbunden wäre? – Doch wer nicht den Mut hat, unter solchen Opfern seinen Glauben zu bekennen, der ist kein wahrer Christ. Die Taufe gab also dem Getauften nichts Besonderes an inneren Gnaden, sondern war bloß das Zeichen, daß er bereit war, alle Folgen eines solchen öffentlichen Bekenntnisses auf sich zu nehmen.

Was folgt nun daraus?

Vor allem, daß die Taufe von unmündigen Kindern wertlos ist. Sie können ja weder die Wahrheit erkennen noch ein Bekenntnis dafür ablegen.

Darum haben die Christen der ersten Jahrhunderte nie Kindern die Taufe gespendet. Deshalb gebot auch Christus seinen Aposteln, zuerst zu lehren und dann erst die zu taufen, die zur Annahme der Wahrheit bereit waren. Ferner folgt daraus, wie irrig die Lehre der christlichen Kirchen ist, die da behaupten, die Taufe reinige ein Kind von der Erbsünde und die ohne Taufe sterbenden Kinder gingen für immer des Reiches Gottes verlustig.

Eine Reinigung von Sünden kann nur durch Abwendung des Willens vom Bösen erfolgen und nicht durch irgendeine äußere Handlung.

Paulus berichtet von einigen Christen seiner Zeit, daß sie sich für diejenigen taufen ließen, die bereits gestorben waren. Das war christlicher Übereifer von Neulingen im Glauben. Niemand kann sich für einen anderen taufen lassen. Sein Heil hat jeder selbst zu wirken. Da gibt es keine Stellvertretung. Jene Christen meinten es gut. Sie wollten damit bekunden, daß ihre Verstorbenen, wenn sie noch am Leben wären, ebenfalls die Lehre Christi angenommen und als äußeres Bekenntnis die Taufe empfangen hätten. Aus Liebe zu ihren Verstorbenen taten sie es.


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