Johannes Greber – 10.13 Bußübungen – Ehelosigkeit

Text Quelle : vom Medium Peter Bernath persönlich zum Mitveröffentlichung autorisiert.

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vierter Teil : 10.13 

In deiner bisherigen Religion spielen auch die sogenannten äußeren ‚Bußübungen‘ keine geringe Rolle. Sie schreibt Enthaltung von gewissen Speisen an bestimmten Tagen vor, ordnet Fasttage an, hältkörperliche Kasteiungen für einen höheren Grad der Vollkommenheit, empfiehlt Wallfahrten und fordert von ihren Priestern und Ordensleuten als eine höhere Stufe der Vollkommenheit das ehelose Leben. Alle diese Dinge haben mit dem rechten Bußbegriff und einer inneren Vollkommenheit nichts zu tun.

Christus hat nie freiwillig gefastet oder sich kasteit. Als er in der Wüste fastete, war es ein Zwang, dem er sich nicht entziehen konnte. Denn in der Wüste gab es nichts Eßbares.

Darum werdet ihr in der Lehre Christi oder in den Briefen der Apostel kein Wort finden, durch das die Menschen zur Enthaltung von Speisen oder zu leiblichen Kasteiungen aufgefordert werden. Im Gegenteil, derartige Dinge werden als wertlos bezeichnet. So sagt Paulus den Korinthern:

1. Korinther 8, 8: ‚Der Genuß oder Nichtgenuß von Speise wird für unsere Stellung zu Gott nicht maßgebend sein.‘

Und an die Kolosser schreibt er:

Kolosser 2, 20 – 23: ‚Wenn ihr mit Christus gestorben seid und euch von den Elementen der Welt losgesagt habt, warum laßt ihr euch dann, als würdet ihr noch in dieser Welt leben, Satzungen aufbürden, wie: Berühre das nicht, iß nicht davon, faß das nicht an. Das alles wird verbraucht und dadurch vernichtet. Solche Satzungen sind Menschengebote und Menschenlehren, die zwar im Ruf besonderer Weisheit infolge einer selbstgemachten Frömmigkeit und äußerlicher Demut und Kasteiung des Leibes stehen, aber ohne wirklichen Wert sind und nur zur vollen Befriedigung des Fleisches dienen.‘

Alle den Menschen auferlegten äußeren Satzungen in den christlichen Religionen stammen nicht von Christus, sondern, wie Paulus an Timotheus schreibt:

1. Timotheus 4, 1 – 4: ‚… von denen, die vom wahren Glauben abgefallen sind, indem sie sich irreführenden Geistern und Lehren zuwenden, die von Dämonen stammen, verführt durch das heuchlerische Gebaren von Lügenlehrern, die ein Brandmal der Schuld im eigenen Gewissen tragen. Es sind die Leute, die das Heiraten verbieten und Enthaltsamkeit von Speisen verlangen, die doch dazu geschaffen sind, daß die Gläubigen und alle, welche die Wahrheit voll erkannt haben, sie mit Danksagung genießen. Denn alles von Gott Geschaffene ist gut, und nichts ist verwerflich, was man mit Danksagung hinnimmt; es wird ja durch Gottes Wort und durch Gebet geheiligt.‘

Die katholische Kirche gehört auch zu denen, die so großen Wert auf die Enthaltsamkeit von Speisen an gewissen Tagen legt. Sie ordnet eine einmalige Sättigung durch ihre Fastengebote an. Ihren Priestern und Ordensleuten verbietet sie das Heiraten und erklärt den Ordensstand als den vollkommensten Stand. Auch sie hat sich Lehren zugewandt, die von den Dämonen stammen. Das alles sind Menschensatzungen, die nach den Worten des Apostels zwar im Ruf besonderer Weisheit infolge einer selbstgewählten Frömmigkeit und äußerlicher Demut und Kasteiung des Leibes stehen, aber ohne wirklichen Wert sind.

Menschensatzungen haben keinen Wert für das Seelenheil der Menschen, und darum hat keine Kirche das Recht, solche Satzungen ihren Gläubigen aufzuzwingen und deren Übertretung als ’schwere Sünden‘ zu brandmarken.

Zwar sagt deine Kirche bezüglich ihres Gebotes der Ehelosigkeit der Priester und Ordensleute, daß sie niemand dazu zwinge. Denn sie nötige keinen, Priester zu werden oder in den Ordensstand einzutreten. – Gewiß, sie zwingt keinen dazu, Priester, Mönch oder Nonne zu werden. Aber wenn einer es als seinen Beruf erkannt zu haben glaubt, als Priester Verkünder der Heilswahrheiten zu werden, so zwingt sie ihn zur Ehelosigkeit und stellt ihn vor die Wahl, entweder dem erkannten Beruf zu entsagen oder die nicht von Gott gewollte, sondern durch Kirchensatzung geforderte Ehelosigkeit zu wählen. Er steht also unter dem größten geistigen Zwang, den man auf einen Menschen ausüben kann.

Und wenn die Kirche auch niemand äußerlich zwingt, in einen religiösen Orden einzutreten und infolgedessen ehelos zu leben, so übt sie doch den größten seelischen Druck dadurch aus, daß sie das Ordensleben als das Ideal der Vollkommenheit hinstellt.

Gerade die besten Menschen betrachten es als ihre Pflicht, das Ideal der Vollkommenheit zu erreichen. Da ihnen dies jedoch fälschlich als eheloses Ordensleben hingestellt wird, so fühlen sie sich in ihrem Streben nach Vollkommenheit dem unabwendbaren Zwang unterworfen, ehelos zu bleiben.

Man sage nicht, Gott gebe demjenigen die Kraft zur unverletzten Ehelosigkeit, der den Beruf zum Priester- oder Ordensstand in sich fühle.

Das ist eine große Selbsttäuschung!

Gott gibt bloß die Kraft zur Erfüllung dessen, was der Wille Gottes ist, aber nicht zu dem, was Menschen in selbstgewählter äußerer sogenannter Frömmigkeit sich oder anderen gegen Gottes Willen auferlegen.

Das Gute und Vollkommene ist stets nur das, was dem Willen Gottes entspricht und vom Menschen in jedem Augenblick frei gewollt ist.

Nie jedoch ist etwas gut oder vollkommen, was unter irgendeinem äußeren Zwang geschieht oder was zwar vielleicht beim ersten Schritt frei gewollt war, nachher aber als äußerer Zwang bis zum Lebensende weitergetragen werden muß.

Nicht einmal Gott übt auf irgendeinen Menschen einen Zwang aus, seinen Willen zu erfüllen. Und da sollte eine Kirche im Namen Gottes einem Menschen die Freiheit der Selbstbestimmung rauben dürfen, die Gott selbst nie antastet?

Das Böse herrscht stets durch Zwang und Knechtung, das Gute durch Freiheit.

Nur das Böse hat die Knechtschaft in die Religion hineingetragen. Die Sucht, über andere schrankenlos gebieten zu können, hat die Unterdrückung der persönlichen Freiheit unter dem Deckmantel höherer Vollkommenheit in die katholische Kirche eingeführt. Das ehelose Priestertum sowie das Ordensleben mit den Gelübden der Armut, der Keuschheit als Ehelosigkeit und des vollkommenen Gehorsams gegen die geistlichen Oberen sind die stärksten äußeren Machtmittel der katholischen Religion zur Festigung der kirchlichen Organisation.

Weder Christus noch die Apostel wissen etwas von einem Priestertum, wie es die katholische Kirche hat; sie kennen keine geistlichen Orden.

Sie haben nichts dergleichen gelehrt oder eingesetzt.

Sie kennen kein Gelübde der Armut und der Keuschheit als Ehelosigkeit oder gar des vollkommenen Gehorsams unter einem geistlichen Oberen als Vollkommenheitsideale.

Sie kennen keine freiwillige Armut im Sinne der katholischen Kirche.

Sie gründeten keine Ordensgemeinschaften und lehrten auch nicht, solche zu gründen, damit Menschen bei


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